Bild: Helmut Schütz

Danken, auch wenn der Wurm drin ist…

Ein Kind, das tausend Spielsachen, Superanziehsachen und mehrere Handies hat, muss nicht unbedingt glücklich sein. Echtes Glück, wirkliches Selbstbewusstsein, kommt woanders her. Zufriedenheit lernt eher der, dem wenig schon genug sein kann. Wer immer nur das Beste verlangt und immer mehr will, der hat vielleicht alles und ist trotzdem innerlich leer. Wer alles hat, hat zu wenig.

Der geschmückte Altarraum zum Erntedankfest 2001 - mit einem von Kindern mit Obst und Gemüse ausgelegten Umriss eines Apfels auf den Altarstufen - mit Wurm drin!
Der geschmückte Altarraum der evangelischen Pauluskirche zum Erntedankfest 2001

direkt-predigtErntedankfestgottesdienst am Sonntag, 30. September 2001, 10.00 Uhr in der Pauluskirche zu Gießen unter Mitwirkung des Kirchenchors und des Kleingartenvereins „Gartenfreunde“ am Waldbrunnenweg
Chor – Kanon als Vorspiel: Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Zum Erntedankgottesdienst mit dem Thema „Danken – auch wenn der Wurm drin ist…“ begrüße ich Sie alle und auch Euch Kinder und Konfirmanden.

Der Kirchenchor hat uns bereits mit einem Kanon auf das Erntedankfest eingestimmt. Wir danken den Sängerinnen und Sängern und dürfen uns im Laufe des Gottesdienstes noch auf zwei weitere Lieder des Chores freuen.

Wir danken auch allen, die mit ihren Erntegaben dazu beigetragen haben, die Kirche zu schmücken. Die Kinder vom Kindergarten haben mit Früchten, Gemüse und Kastanien den großen Apfel auf den Altarstufen gestaltet, in dem ein Wurm drin ist. Gartenfreunde vom Kleingartenverein am Waldbrunnenweg haben den Altarraum geschmückt und beteiligen sich heute auch bei den Lesungen im Gottesdienst. Herzlichen Dank dafür!

Nun singen wir aus dem Lied 508 die Strophen 1 und 2:

1) Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

2) Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot: es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

„Aller Augen warten auf dich, Gott, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“

So beten wir mit dem Psalm 145, 15 am Erntedankfest. Wir nehmen nicht selbstverständlich hin, was wir ernten und erarbeiten – sondern wir wissen: Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn.

Und doch scheint manchmal der Wurm drin zu sein. Da pflücke ich einen schönen Apfel vom Baum und beiße hinein – und plötzlich merke ich: Den Apfel hat vor mir schon einer angebissen! Das ist ein Wurm drin! Die Kinder vom Spielkreis haben letzte Woche so einen Apfel ausgemalt, da unter den Liednummern hängen zwei Bilder, die sie mir geschenkt haben. Und auch in dem riesigen Apfel, den die Kindergartenkinder hier vorne ausgelegt haben, ist der Wurm drin.

Sind denn hier in der Kirche heute auch ein paar Kinder aus dem Kindergarten? Dann kommt doch mal nach vorne und zeigt mir, was von diesen Sachen ihr mitgebracht habt!

Ein Apfel mit Wurm drin auf den Altarstufen von Kindern aus Obst, Gemüse und Kastanien gestaltet

Vielleicht können Sie den großen Apfel nicht alle so gut erkennen – außen rum sind Äpfel, Bananen, Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln, eine Knoblauchknolle und vieles mehr. Innen ist der Apfel mit vielen Kastanien ausgefüllt – die haben die Kinder alle selber gesammelt, hinter dem Kindergarten. Und hier der Wurm: Beim Kohlkopf kommt er aus dem Apfel, bei den Karotten ringelt er sich weiter, und der Kürbis ist der Kopf – der hat sogar ein paar Augen und einen lachenden Mund bekommen! Wenn der Wurm drin ist – das kann auch eine Freude sein, jedenfalls für den Wurm! Er möchte auch satt werden. Und wenn der Wurm den Apfel mag, dann ist jedenfalls kein Gift drin.

So ein Wurm kommt auch in einem Kirchenlied vor, der freut sich sogar wie dieser Wurm über das, was Gott geschaffen hat.

Wir singen gemeinsam das Lied 506. Der Wurm kommt erst in der vierten Strophe vor, aber wir fangen schon mit der zweiten Strophe an:

2) Mein Auge sieht, wohin es blickt, die Wunder deiner Werke; der Himmel, prächtig ausgeschmückt, preist dich, du Gott der Stärke. Wer hat die Sonn an ihm erhöht? Wer kleidet sie mit Majestät? Wer ruft dem Heer der Sterne?

3) Wer misst dem Winde seinen Lauf? Wer heißt die Himmel regnen? Wer schließt den Schoß der Erde auf, mit Vorrat uns zu segnen? O Gott der Macht und Herrlichkeit, Gott, deine Güte reicht so weit, so weit die Wolken reichen.

4) Dich predigt Sonnenschein und Sturm, dich preist der Sand am Meere. Bringt, ruft auch der geringste Wurm, bringt meinem Schöpfer Ehre! Mich, ruft der Baum in seiner Pracht, mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht; bringt unserm Schöpfer Ehre!

Wir feiern Erntedankfest, auch wenn im Apfel mal ein Wurm drin ist. Manchmal ist auch im Leben der Wurm drin: es geht alles schief, schreckliche Schicksalsschläge bedrohen die Freude am Leben. Trotzdem gibt es Gründe zum Danken. Wenn das Leben bedroht ist, wird uns bewusst, wie kostbar das Leben ist. Das Erntedankfest war schon immer ein Fest, an dem wir für Dinge danken, die nicht selbstverständlich sind. Ich habe einmal Kinder gefragt, wofür sie dankbar sind. Sie haben geantwortet (die Texte werden gelesen von Frau Valentin und Frau Biedenkopf):

Für die Erde, für die Bäume, für die Blumen, für die Bienen, für die Luft.

Für das Licht, die Sonne, die es hell macht am Tag, für die Dunkelheit, die uns schlafen lässt in der Nacht.

Für die Nahrung, für das Wasser, für Vitamine.

Für das Glas, für das Gold, für die Welt, für die Sterne.

Moderne Kinder danken dir auch: für die Naturwissenschaften, für die elektrische Energie, für eine selbstgemachte Erfindung.

Für den Fernseher, für Feuer, für Kleidung, für die Fenster.

Und schließlich danken die Kinder: für Judoturniere und andere Sportarten, für die Schule und für die Kirche, für die Ferien und für hitzefrei.

Und sie danken dir: für die Liebe und für die Ruhe, die man manchmal braucht.

Aber was ist mit den Sachen, die uns Sorgen machen? Mit dem Apfel, in dem ein Wurm drin ist? Den Kindern fielen auch Dinge ein, für die sie nicht dankbar waren:

Ärger wegen schlechter Noten, Streit mit Geschwistern.

Dass man nicht raus kann, weil das Wetter schlecht ist.

Wenn ein schrecklicher Unfall passiert, wenn liebe Menschen sterben.

Wir können nicht für alles dankbar sein. Aber in allem bleiben wir bewahrt, auch in den schwierigsten Zeiten.

Viele kennen das „Danke“-Lied. Das ist in diesem Jahr 40 Jahre alt. Da kommen viele schöne Dinge vor, für die wir dankbar sind. Aber da heißt es auch: Danke für manche Traurigkeiten. Denn nur wer traurig sein kann, kann auch getröstet werden.

Das Lied haben wir auch gesungen, als ihr Kinder die Sachen in die Kirche gebracht habt. Jetzt singen wir es noch mal, alle zusammen, die ersten vier Strophen aus Lied 334:

Danke für diesen guten Morgen
Liebe Kinder, jetzt werde ich den Großen noch mehr erzählen. Für euch habe ich auch eine Aufgabe: Malt bitte noch mehr Äpfel aus, so ähnlich wie die, die da vorne hängen! Alle Kinder, die malen wollen, bitte nach vorn kommen!

Mit den anderen möchte ich weiter nachdenken. Wie kommt es eigentlich, dass irgendwo der Wurm drin ist?

Ich wusste einmal, wie der Wurm in den Apfel kommt – er frisst sich ja, glaube ich, von innen nach außen durch, nachdem er da innen drin geboren wird. Aber wie seine Larve da rein kommt, das habe ich vergessen.

Frontansicht des Altars mit Apfelbild auf den AltarstufenNoch schwieriger ist die Antwort auf die Frage: Wie kam der Wurm in Gottes Schöpfung rein? Sie war doch gut, sagt die Bibel. Gott selber sah alles an, was er geschaffen hatte und siehe, es war sogar sehr gut! Das ist nicht nur die eigentliche Botschaft der Schöpfungsgeschichten – auch die Psalmen singen davon, wie herrlich Gottes Schöpfung ist. Den Psalm 104 hören wir in Reimform von Frau Biedenkopf und Frau Valentin (wer ihn in Reimform gebracht hat, weiß ich leider nicht mehr):

Den Himmel und die Erde, die hast du, Herr, gemacht,
mit einem Wort: Es werde, da schaffst du Tag und Nacht (1. Buch Mose – Genesis 1, 1-5).

Du lässt die Quellen springen für Mensch und Tier zum Trank,
und an den Ufern singen die Vögel dir zum Dank (Psalm 104. 10-12).

Und keine ihrer Federn lässt du verloren sein.
Die Blumen, Strauch und Zedern, die pflanzt du, Herr, mit ein (Psalm 104, 16).

Du gibst uns reiche Gaben, das Gras, den Wein, das Brot,
dass wir uns daran laben, wie deine Hand es bot (Psalm 104, 14-15).

Hell die Gestirne scheinen, weiß jedes seine Zeit,
und wenn wir Menschen weinen, dann ist dein Trost bereit (Psalm 104, 19).

Herr, die Geschöpfe spüren: du bist es, der sie lenkt,
der ihnen Kraft und Leben und seine Gnade schenkt (Psalm 104, 27-29).

So hast du Wohlgefallen an Wasser, Himmel, Land.
Bleib gnädig bei uns allen, wir stehn in deiner Hand.

Wir wollen, Herr, dir danken, kommt, lasst es schallen weit.
Herr, dir sei Preis und Ehre in alle Ewigkeit (Psalm 104, 31).

Das war ein Erntedank-Psalm aus der Bibel.

Aus dem Gesangbuch singen Sie im Wechsel mit dem Kirchenchor jetzt bitte das Erntedanklied 504 – und zwar Sie die 2., 4. und 6. Strophe und wir vom Chor die 1., 3. und 5.:

1) Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers Ehr; meine Seele, singe du, bring auch jetzt dein Lob herzu.

2) Seht das große Sonnenlicht, wie es durch die Wolken bricht; auch der Mond, der Sterne Pracht jauchzen Gott bei stiller Nacht.

3) Seht, wie Gott der Erde Ball hat gezieret überall. Wälder, Felder, jedes Tier zeigen Gottes Finger hier.

4) Seht, wie fliegt der Vögel Schar in den Lüften Paar bei Paar. Blitz und Donner, Hagel, Wind seines Willens Diener sind.

5) Seht der Wasserwellen Lauf, wie sie steigen ab und auf; von der Quelle bis zum Meer rauschen sie des Schöpfers Ehr.

6) Ach mein Gott, wie wunderbar stellst du dich der Seele dar! Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin.

Die Welt ist wunderbar – die Schöpfung ist sehr gut – und trotzdem ist der Wurm drin. Warum?

Antwort gibt uns die Paradiesgeschichte. Da verdirbt ein ganz großer Wurm den Menschen die Freude an der Schöpfung. Dieser Riesenwurm ist die Schlange, die sich mit verführerischen und zugleich abgrundtief bösen Gedanken bei den Menschen einschleimt.

Was sagt die Schlange zu Eva? „Gott gönnt euch nichts; er verbietet alles“ (1. Buch Mose – Genesis 3, 1-6). Da vergessen Eva und Adam alles, was ihnen Gutes geschenkt ist im wundervollen Garten der Erde. Sie denken nur noch an das, was verboten ist – an die Zauberfrucht vom Baum der Erkenntnis. Sie glauben dem Schlangenwurm mehr als Gott: Wenn ihr von der Frucht esst, dann werdet ihr sein wie Gott! Dankbar sein? Nein danke! Wer selber wie Gott ist, braucht nichts geschenkt zu kriegen!

Darum ist der Wurm drin in der Welt. Nicht weil die Welt schlecht geschaffen ist. Sie ist keine Fehlkonstruktion. Der Wurm ist drin in der guten Welt, sobald die Menschen unzufrieden und undankbar werden. Dann haben sie nie genug – sie wollen immer mehr – sie wollen alles für sich allein.

Der Altarbereich der Pauluskirche noch einmal von rechts fotografiert

Dieses gierige Verhalten erinnert mich an die Fabel von einem Hamster. Hamster sind kleine Tiere, etwas größer als ein Meerschweinchen. Was machen Hamster? Sie hamstern, sie legen Vorräte für den Winter an. Wenn Hamster nicht hamstern würden, müssten sie verhungern.

Die Fabel erzählt nun von einem ganz besonderen Hamster. Fabeln tun ja so, als ob sie von Tieren erzählen, aber in Wirklichkeit halten sie uns Menschen den Spiegel vor. Wie dieser Hamster hamstert, davon kann ich ein Lied singen!

Von einem Hamster will ich berichten, von seinen gierig-gierigen Geschichten

Dieses Lied vom Hamster hat Jesus natürlich noch nicht gekannt. Aber im Evangelium nach Matthäus 6, 19-21, redet er menschlichen Hamstern ins Gewissen:

19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen.

20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.

21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Noch einmal, liebe Gemeinde, wann ist der Wurm drin in der Welt? Jesus sagt, wenn unser Herz an falschen Schätzen hängt. Falsche Schätze – das sind Reichtümer, die man hamstert und hortet nur für sich selber. Man nutzt sie gar nicht wirklich, man hat nicht einmal unbedingt Freude daran, man möchte sie aber auch nicht mit anderen teilen. Jesus denkt an den reichen Geizkragen, der Münzen und Kleider in seinen Truhen verstaut und irgendwann feststellen muss: das Geld ist verrostet und wertlos, die Kleidung voller Mottenlöcher und nicht mehr zu gebrauchen. Oder ein Dieb steigt bei ihm ein, nimmt alles mit und macht ihn zu einem armen Mann.

Besonders arm dran ist dieser Mann, wenn er sein Herz an den Reichtum gehängt hat – dann muss er jetzt verzweifeln.

Aber Jesus sagt: Geld verlieren, Besitz aufgeben, materiell arm sein, das ist längst kein Grund zur Verzweiflung. Besitz, Geld, irdische Schätze sind sowieso nur Mittel zum Zweck. Wir brauchen sie, um leben zu können, und besonders gut sind sie eingesetzt, wenn wir damit anderen helfen.

Dass der Hamster in der Fabel hamstert, ist normal. Er muss ja im Winter etwas zu essen haben. Aber dass er anderen nichts gönnen will, nicht einmal von seinem Überfluss, das raubt ihm den warmen Platz zum Schlafen und schadet ihm selbst. Würde er teilen, müsste er nicht frieren.

Genau so meint Jesus das mit den Schätzen im Himmel. Ein Kind, das tausend Spielsachen, Superanziehsachen und mehrere Handies hat, muss nicht unbedingt glücklich sein. Echtes Glück, wirkliches Selbstbewusstsein, kommt woanders her. Zufriedenheit lernt eher der, dem wenig schon genug sein kann. Wer immer nur das Beste verlangt und immer mehr will, der hat vielleicht alles und ist trotzdem innerlich leer. Wer alles hat, hat zu wenig.

Schätze im Himmel gibt es völlig umsonst. Es sind Geschenke von Gott an uns. Dass wir leben, dass wir etwas können, dass wir Kraft haben und auch was im Kopf, und dass wir fühlen können. Dass ein Kind von der Mama oder vom Papa lieb gedrückt wird, dass Geschwister und Freunde füreinander da sind, wenn‘s drauf ankommt. Dass wir genug zu essen und zu trinken haben; heute danken wir ja für all die Dinge, die wir ernten. Ein besonders schönes Geschenk von Gott an uns ist dies: Dass wir wertvolle Menschen sind, wir alle, und dass jeder nicht nur ein Recht auf Liebe hat, sondern sogar geliebt wird, vom Vater im Himmel. Wer das nicht glauben kann, der müsste einmal den Mut haben, darüber zu sprechen: Wieso kann ich nicht an Liebe glauben? Warum meine ich, dass mir im Leben nichts geschenkt wird? Wie viele schlechte Erfahrungen haben mich bitter und verschlossen gemacht, so dass ich niemanden mehr an mich heranlassen will? – so wie der Hamster, der allein bleibt.

Wenn ich Jesu Worten glaube und mir Schätze im Himmel sammle, bin ich in allem getragen vom guten Gott – und umgeben von Menschen, die manchmal meine Hilfe brauchen – und manchmal bin ich auch auf sie angewiesen. Dann muss ich nicht mit den Wölfen heulen. Auch wenn andere gierig sind – ich kann zufrieden sein. Böse Gedanken haben keine Chance, sich wie eine Schlange in mein Herz einzuschleichen. Auch wenn andere undankbar sind – ich kann danken, selbst wenn im Leben manchmal der Wurm drin ist. Wenn ich versagt habe, kann ich bereuen, um Vergebung bitten und neu anfangen. Ich kann danken, dass Gott mich immer wieder bewahrt, und ich kann sogar danken für manche Traurigkeiten. Amen.

Vom Trost für Traurige handelt auch das Lied, das der Chor jetzt dreistimmig singt: „Nun lob, mein Seel, den Herren!“

Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein. Sein Wohltat tut er mehren, vergiss es nicht, o Herze mein. Hat dir dein Sünd vergeben und heilt dein Schwachheit groß, errett‘ dein armes Leben, nimmt dich in seinen Schoß, mit reichem Trost beschüttet, verjüngt, dem Adler gleich; der Herr schafft Recht, behütet, die leidn in seinem Reich.

Abkündigungen

Frontansicht des Paulus-Altarbereichs mit Fensterbild darüber

Wir beten nun gemeinsam zu Gott, und ich bitte Sie, nach den einzelnen Fürbitten, wenn ich sage: „Wir rufen zu dir“, in den Gebetsruf einzustimmen: „Gott, lass uns dankbar leben!“

Gott, du bist für uns wie ein guter Vater und wie eine gute Mutter.
Wir rufen zu dir, Gott: Lass uns dankbar leben!

Du hast uns die Mutter Erde geschenkt, von der wir unsere Nahrung bekommen.
Wir rufen zu dir, Gott: Lass uns dankbar leben!

Wir könnten dankbar sein, aber wir denken immer wieder:
– es ist doch selbstverständlich, dass wir satt werden;
– wir müssen uns doch selber alles hart erarbeiten;
– wir hätten gerne mehr Geld;
– warum macht Gott es uns manchmal so schwer?
Wir rufen zu dir, Gott: Lass uns dankbar leben!

Hilf uns, dass wir nicht bitter werden, weil so viele Menschen egoistisch sind und häufig auch wir selbst.
Hilf uns, dass wir uns ändern können,- dass wir teilen können, – dass wir großzügig helfen können.
Hilf uns auch, dass wir ohne falschen Stolz Hilfe annehmen, wenn wir selbst Sorgen haben.
Wir rufen zu dir, Gott: Lass uns dankbar leben!

Wir sind glücklicher, wenn wir dankbar leben,
– wenn wir auch die Not der anderen sehen,
– wenn wir uns mit unseren Sorgen nicht verkriechen, sondern gemeinsam nach Lösungen suchen.
Wir rufen zu dir, Gott: Lass uns dankbar leben!

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben.

Stille

Wir beten nun das Vater unser in einer etwas anderen Form. Beten Sie bitte die Bitten des Vater unser gemeinsam mit mir, aber so, dass wir nach jedem Satz eine Pause machen. Dazwischen hören wir Texte, die uns helfen, das Vater unser wieder einmal ganz bewusst zu beten:

Vater unser im Himmel,

Vater aller Menschen, aller Völker und Religionen,

dein Name werde geheiligt

durch das, was wir glauben und tun.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel,

durch deine Liebe, die du uns schenkst,

so auf Erden,

durch unsere Liebe, die wir weitergeben.

Unser tägliches Brot gib uns heute,

dein Brot auf dem Tisch und dein Wort als Brot für die Seele
gib uns und allen, die nach deinem Brot verlangen.

Und vergib uns unsere Schuld,

die oft nur darin besteht, dass wir gedankenlos sind,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern

auch wenn uns fremde Schuld schwerer erscheint als eigene.

Und führe uns nicht in Versuchung

durch verführerische Angebote und Meinungen,

sondern erlöse uns von dem Bösen,

von Hass und Fanatismus und von Intoleranz.

Denn dein ist das Reich

der Liebe und des Lebens,

und die Kraft

gegen Schuld und Tod

und die Herrlichkeit

des Lebens in Freude und Friede und Freiheit

in Ewigkeit. Amen.

Wir singen 506, 3 und 4:

3) Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne, der Sperling und das Meer. Von ihm sind Büsch und Blätter und Korn und Obst von ihm, das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

4) Er lässt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf; er lässt die Winde wehen und tut den Himmel auf. Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen, heute einmal ohne den Kirchenkaffee, vorn durch die Kirchentür.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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