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Grundlegendes zum christlichen Glauben und Handeln

In einer Reihe von Gedichten hat Gisela Schulz ihren festen evangelischen Glauben ausgedrückt – von einem, das in Zeilenanfängen Martin Luthers Namen wiedergibt, bis zur Parabel von der Lotosblume.

Luthers Fragen und Antwort

Psalm 91: „Unter dem Schirm des Höchsten“

Gottes Ebenbild

Christenpflicht – Menschenpflicht

Lebensläufe

Der Aufgeblasene

Die Lotosblume

Luthers Fragen und Antwort

Muss ich gute Werke schaffen,
Ablass kaufen bei den Pfaffen,
Reuevoll um Gnade flehen,
Täglich fromm zur Beichte gehen,
Immerzu die Geißel schwingen,
Nachts auch betend Lieder singen?

Lasse diese falschen Sachen,
Um dir Gott gerecht zu machen.
Tue deine guten Werke
Helfend aus des Glaubens Stärke.
Er wird ohne Anrechtsdenken
Reichlich seine Gnade schenken.

Gießen – Eifel, am 30.9.86
Gisela Schulz

 Psalm 91: „Unter dem Schirm des Höchsten“

Nachwort zum 90. Geburtstag von Oma

Der Herr behütet dich und mich,
und er beschirmt uns väterlich.
Bist du von Krankheit oder Tod
und Kümmernissen schwer bedroht,
scheint dir die Welt ganz hoffnungslos,
so liegst du doch in Gottes Schoß;
denn wer in seinem Schatten bleibt,
ist diesem Schoße einverleibt.
Das wird uns deutlich Tag für Tag
bei manchem Anlass, so Gott mag. –
Dies Beispiel gelte als Beweis:
In friedlichem Familienkreis
hast du dein Wiegenfest erlebt,
auch wenn die Erde friedlos bebt.
Die Liebe Gottes stand dir bei,
die immer Deine Hoffnung sei.

Gießen, am 24.2.85
Gisela Schulz

Gottes Ebenbild

Als Gottes Ebenbild bin ich gestellt
in die von ihm gemachte schöne Welt.
Er hat uns diese Kostbarkeit geschenkt,
und daher will ich mich uneingeschränkt
so geben, dass ich seiner würdig bin,
gesund erhalten Körper, Geist und Sinn
und sorgsam pflegen mein Erscheinungsbild.
Ihn zu verehren, bin ich stets gewillt
und passe mich – so gut ich eben kann –
durch Wohlgefälligkeit der Schöpfung an.

Gießen, am 31.5.86
Gisela Schulz

Christenpflicht – Menschenpflicht

Trage mit des andern Last,
auch wenn du selbst eine hast,
die du gerne überträgst
und auf fremde Schultern legst.

Das Gebot ist Christenpflicht,
die zudem noch Glück verspricht,
weil des andern Dankbarkeit
dich von Doppellast befreit.

Wenn du auch kein wahrer Christ
nach der eignen Meinung bist,
gilt der Spruch doch allgemein, –
und human willst du wohl sein.

Gießen, Mitte März 1990
Gisela Schulz

Lebensläufe

Die Dame macht Krankenbesuche,
damit sie den Himmel erreicht.
Sie hofft, diese schlagen zu Buche
und werden den andern zum Fluche. –
Ob Gott solche Werke vergleicht?

Der Pfarrer liest oft und penibel
die Schriften von hinten bis vorn
und hofft, dass das Lesen der Bibel
ihm mache den Himmel possibel. –
Schmilzt dadurch der göttliche Zorn?

Der Wachtmeister lobt sich mit Protzen:
„Ich habe stets Gutes getan
und will mir den Himmel ertrotzen,
denn ich kann vor Frömmigkeit strotzen.“ –
Sieht Gott solche Taten wohl an?

Die drei, die zum Himmelreich dringen,
verlieren jedoch dieses Spiel,
denn Gott lässt sich niemals bezwingen
mit frömmelnden Werken und Dingen. –
Der Glaube allein führt zum Ziel.

Gott will uns die Sünden vergeben;
er opferte deshalb den Sohn.
Durch Reue und gläubiges Streben
erlangen wir ewiges Leben
und Gnade als himmlischen Lohn.

Gießen, am 4.11.85
Gisela Schulz

Der Aufgeblasene

Sie nennen ihn den Supermann
und feuern ihn zum Protzen an.
Er bläst sich voller Stolz nun auf;
und das Geschick nimmt seinen Lauf,
denn jemand kommt und ruft: „Du Wicht!“ -,
worauf er gleich zusammenbricht.

Nun nennen sie ihn Superstar,
und das gefällt ihm offenbar.
Er bläst sich wieder auf und ist
erneut ein starker Renommist,
bis jemand ihn für schwächlich hält, –
worauf er gleich zusammenfällt.

Danach beginnt zum dritten Mal
das schon bekannte Ritual.
Doch als er schlaff am Boden liegt,
nun endlich seine Reue siegt.
Ihn kränkt nicht mehr der Leute Spott;
in Demut betet er zu Gott:

„Gib meinem Leben wieder Sinn,
damit ich unabhängig bin
vom Urteil dieser schnöden Welt;
ich will ein Mensch sein und kein Held.
Herr, nimm mich meiner gnädig an!“ –
Und Gott hat es gewiss getan.

Gießen, am 18.11.85
Gisela Schulz

Lotosblume
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Die Lotosblume

– eine Parabel –

Die Lotosblume holt sich Kraft zum Leben
aus Wurzeln, die in tiefe Schichten reichen;
und weil sie nicht dem Bodenschlamm entweichen,
ihr auch gewissen Halt im Wasser geben.

Da diese Blumen stets zum Lichte streben,
worin sie ihren Artgenossen gleichen,
muss sie das Nass von Seen sowie Teichen
auf seine Oberfläche stützend heben.

Ist nicht ein Christ wie diese Wasserpflanze?
Er wurzelt fest in seines Glaubens Grund
und schöpft auch Kraft aus Gottes Sonnenglanze.

Das tut er in Gebeten freudig kund;
und die Gemeinde ist ihm Schutz und Schanze,
trägt sie ihn doch als wahrer Glaubensbund.

Gießen, den 19./20.8.90
Gisela Schulz

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