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Von der Fastenzeit bis zum Totensonntag

Obwohl Gedichte zur Advents- und Weihnachtszeit ihr besonderes Anliegen waren, hat Gisela Schulz auch Gedanken zu anderen Feste und Anlässen des Kirchenjahres dichterisch in Worte gefasst.

Was die Kirchen ihren Seelen für die Fastenzeit empfehlen

Ostern – ein Neuanfang

Wie ist wohl der Hase zum Ei gekommen?

Gedanken zur Himmelfahrt

Tauben – das pfingstliche Symbol

Pfingsten – Sonett

Sonett zum Bußtag

Sonett über den Tod

Gedanken zum Totensonntag

 Was die Kirchen ihren Seelen für die Fastenzeit empfehlen:

Sich nicht stets was Gutes gönnen,
sondern drauf verzichten können,
wünscht der Gaumen auch gerade
Kuchen oder Schokolade,

keine Zigaretten rauchen,
Güter nicht leichthin verbrauchen,
Alkoholverzicht beim Trinken,
Essen ohne Fleisch und Schinken,

kleinen Lastern nicht mehr frönen,
sich nicht solche angewöhnen,
sondern tapfer überwinden,
Willensstärke wiederfinden,

nicht sich selber immer sehen,
andre Menschen auch verstehen,
über sie nichts Schlechtes reden
oder sie mit List befehden,

dafür auf sich selbst besinnen
und mit neuer Kraft beginnen,
Gott mehr Hinwendung zu schenken,
seiner im Gebet zu denken. –

Sollte nicht die Art zu fasten
uns von vielen kleinen Lasten
auch zu andrer Zeit befrein,
ohne uns gleich zu kasteien?

Gießen, am Aschermittwoch bis zum 20.2.88
Gisela Schulz

Ostern – ein Neuanfang

Ostern heißt, neu anzufangen
voller Hoffnung, ohne Bangen,
wie es uns die Engel sangen,
um zur Hoffnung zu gelangen.

Schafft Behagen in den Räumen,
putzt sie frisch mit Seifenschäumen,
dekoriert sie dann mit Träumen
zarter Blüten von den Bäumen!

Schmückt euch selbst mit Festgewändern
oder bunten Seidenbändern,
denn nun wird sich alles ändern
in euch selbst und in den Ländern.

Ihr seid gut, sollt auf euch bauen,
andern ebenfalls vertrauen,
dann erhellt sich alles Grauen
wie einst bei den Grabesfrauen.

Zuversicht ist zu gewinnen,
wenn wir uns darauf besinnen.
Nicht nur Schnee und Eis zerrinnen;
Ostern heißt, neu zu beginnen.

Gießen, Ostern 1992
Gisela Schulz

Wie ist wohl der Hase zum Ei gekommen?

Wie kam der Hase zu den Eiern,
den Zeichen für die Osterfeiern?
Vielleicht mutierten seine Gene
und wurden Eierphänomene.

Liierte er sich gar mit Hennen,
die wir als Eierleger kennen,
dass sie ihm ihre Eiergaben
zum Färben überlassen haben?

Warum versteckt er sie in Nestern,
auch wenn die Hühner deshalb lästern,
und lässt die Kinder unter Juchen
die Ostereier wieder suchen?

Es bleibt beim reinen Spekulieren
um Bräuche, die uns irritieren.
Man kann im Guten wie im Bösen
doch nicht die Eierfrage lösen.

Gießen, am 21.4.92
Gisela Schulz

Gedanken zur Himmelfahrt

Christus stand der Himmel offen,
und er fuhr zum Vater auf.
Davon sind auch wir betroffen,
nahm er unser aller Hoffen
doch als Mittler mit hinauf.

Er wird uns vor Gott vertreten
und auch Gottes Bürge sein,
dessen Gunst wir in Gebeten
voller Demut stets erflehten. –
Tröstlich ist sein Glorienschein.

Gießen, am 30.5.86
Gisela Schulz

Angeregt durch:

  1. Albrecht Bengel: Christus ist nun Gottes Bürge bei uns und unser Bürge bei Gott.
  2. A. Köberle: Weil Himmelfahrt der Anbruch der Königsherrschaft Gottes ist, darum ist sie uns Ruf zur Hoffnung.
  3. L. Fendt: Denn wir haben ja einen vor uns, der ist bei Gott der Unsere, in Gottes Herrlichkeit unser Heiland.
Eine stilisierte Taube schwebt über den Köpfen einer stilisierten Menschenmenge
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Tauben – das pfingstliche Symbol

Was weißt du von Tauben, den gurrenden Tauben?
Sie galten schon immer als Zeichen für Glauben.
Im Altertum waren sie manchmal auf Bildern,
um Liebesidole symbolhaft zu schildern.

Auch Noah ließ einst eine Taube entfliegen,
um Auskünfte über die Sintflut zu kriegen.
Sie brachte ein Blatt – denn nun war endlich Frieden
den Menschen durch himmlische Gnade beschieden.

So wurde sie Sinnbild für Frieden und Liebe
bis heute in Bibel und Weltengetriebe.
Die Taube verkörpert die Schlichtheit und Tugend,
die Sanftmut, die Einfalt und Unschuld der Jugend.

Als Jesus am Jordan die Taufe erlebte,
die Taube im Strahlenkranz über ihm schwebte.
Seitdem ist sie Bild für den „Heiligen Geist“,
auf den sie in Würde und Hoheit hinweist.

Ihr Bildnis ermahnt uns, dass wir Gottes Gaben
sehr nötig als Hilfe auf Erden hier haben.
So bitten wir Pfingsten im Zeichen der Taube
um göttlichen Geist – dessen Frucht ist der Glaube.

Gießen, am 12./15./17.6.84
Gisela Schulz

Pfingsten – Sonett

An Pfingsten ist die Osterzeit zu Ende;
das Leben zeigt jetzt seine schönste Pracht
nach Auferstehung aus obskurer Nacht
und offenbart die gottgewollte Wende.

Naturgesetz und Schöpfung sind die Spende,
die Gott uns wie das Heilsgeschehen macht,
das er durch Christi Opfergang entfacht,
damit uns Todesfurcht nicht mehr verblende.

Vor allem aber schenkte er uns Frieden,
als er zu Pfingsten Sprachbarrieren brach,
die einst in Babel Völker unterschieden,

weil diese gottesferner Hochmut stach. –
Nun lässt er Einigkeit im Geiste schmieden,
weil er Versöhnung mit der Welt versprach.

Gießen, Pfingsten, am 3./4.6.90
Gisela Schulz

Sonett zum Bußtag

Wovor sich die modernen Menschen scheuen,
ist Einkehr halten oder Buße tun.
Sie sind für solche Taten fast immun
und wollen ihre Sünden nicht bereuen.

Nur der Gesellschaft pflegen sie zu dräuen,
– als sei sie Sündenbock für alle nun, –
uns lassen folglich ihr Gewissen ruh‘n,
um sich nicht selbst durch Umkehr zu erneuen.

So leugnen sie verblendet ihre Schuld
und auch die gute Macht des Schuldvergebens,
wozu der Zeitgeist sie mit List verführt.

Doch Buße führt durch Gottes große Huld
zur Nächstenliebe, dem Gebot des Lebens,
wenn man nur wahre Reue in sich spürt.

Gießen, 1.4.86 (nach einer 1. Fassung 19.+24.11.85)
Gisela Schulz

Sonett über den Tod

Besinnliches zum Totensonntag

Der Tod ist für uns Menschen fremd und fern,
wir wollen ihn am liebsten ganz vergessen,
sind auf das Diesseits arrogant versessen
und sprechen daher über ihn nicht gern.

Wir finden das Verhalten sehr modern,
indem wir unsre Todesangst vermessen
als Selbstbetrug meist hinter Masken pressen,
die doch am Ende fallen vor dem Herrn.

Der Tod kommt zu uns Menschen ganz gewiss,
wir müssen diese Wahrheit nur begreifen;
so kriegt das Leben einen neuen Sinn.

Was wichtig war, wird dann zum Hindernis,
das wir für neue Werte von uns streifen. –
Herr, führe uns zu klugem Handeln hin!

Gießen, 27.11.86
Gisela Schulz

Gedanken zum Totensonntag

Es sterben immer nur die andern;
wir fühlen uns nicht selbst vom Tod
und seinem Würgegriff bedroht,
weil wir noch auf der Erde wandern.

Uns wird dergleichen nicht passieren.
Sind wir nicht munter und gesund?
Das Herz hat vorerst keinen Grund,
sein Schlagvermögen zu verlieren.

So denken wir und sind betroffen,
wenn jemand diese Welt verlässt;
doch setzt sich in uns gleich ein Hoffen
auf dauerhaftes Leben fest.

Dass wir zu jeder Zeit des Lebens
vom Tode eng umfangen sind
und keiner dieser Macht entrinnt,
lehrt meist das Bibelwort vergebens.

Hanau, am 6.11.89
Gießen, am 7.11.89
Gisela Schulz

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