Bild: Helmut Schütz

Impressionen von Gottesdiensten der Paulusgemeinde

In den schönsten ihrer Gedichte hat Gisela Schulz einige Impressionen aus Gottesdiensten in der evangelischen Pauluskirche Gießen eingefangen. Dass es vor allem Taufgottesdienste waren und ein Familiengottesdienst, mag daran liegen, dass sie sich als Lehrerin und Schulleiterin besonders den Kindern verbunden fühlte.

Das Altarfensterbild in der Pauluskirche

Spiegelungen vor der Taufe

Familiengottesdienst am 19.6.83

Impressionen bei einem Taufgottesdienst

Das Altarfensterbild der evangelischen Pauluskirche Gießen

Das Altarfensterbild in der Pauluskirche

Das Fenster in der Kirche ist
sehr farbenfroh, jedoch nicht bunt.
Im Mittelpunkt tut Jesus Christ
der Menschheit seine Botschaft kund.

In großem Kreisfeld – leuchtend rot –
steht er als der Erlöser da,
der für uns starb den Kreuzestod;
und Nägel schildern, was geschah.

Ein Bild zeigt Saulus ganz verstört,
als er – geblendet durch ein „Licht“ –
den Heiland vor Damaskus hört,
was ihn bekehrt zu neuer Sicht.

Wie er als Paulus in Athen
den Griechen Christi Botschaft sagt,
ist auch in einem Kreis zu seh‘n,
wenn hell die Morgensonne tagt.

Die Bilder sind vom Sternenzelt
zu einem Ganzen fest vereint,
durch das der Himmel auf die Welt
und den Altar goldfarben scheint.

Zwei Engel schau‘n vom Firmament
auf Paulus und sein Tun herab,
der dieser Kirche als Präsent
bedeutungsvoll den Namen gab.

Gießen, im Oktober 2003
Gisela Schulz

Abgebrannte Kerzen auf dem Taufbecken nach dem Totensonntagsgottesdienst mit Spiegelung des Altarfensters der Pauluskirche
Hier spiegelt sich das Altarfenster der Pauluskirche im Meer der Kerzen, die bis auf eine nach dem Totensonntagsgottesdienst 2010 erloschen sind

 

Spiegelungen vor der Taufe

Ein kleines Wunder ist geschehen
beim Gottesdienst und Abendmahle:
Ich sah den Herrn im Wasser stehen
inmitten einer Marmorschale.

Es war zur Taufe eingegossen
gemäß der kirchlichen Statuten.
Nun wurde Christus sanft umflossen
wie einstmals von den Jordanfluten.

Ein Engel stand ihm treu zur Seite
in diesem taufbereiten Becken,
daß er ihn ehrenvoll begleite. –
Was mochte das Gesicht bezwecken?

Es war ein Sinnbild für die Taufe,
die hier demnächst geschehen sollte
und die der Herr selbst im Verlaufe
in seinem Geist vollziehen wollte.

Er steht für uns im Kirchenfenster
vom Sonnenlichte hell durchdrungen.
Im Wasserlichte aber glänzt er
durch wunderbare Spiegelungen.

Gießen, nach dem Gottesdienst am 4.8.85
Gisela Schulz

Foto von einem Familiengottesdienst 1983 mit einer Mauer aus Kartons mit dem Schriftzug: "Wir halten zusammen"

Familiengottesdienst am 19.6.83

Im Juni war Familientag
in unserer Gemeinde.
Ob es am guten Thema lag?
Hier gab es keine Feinde.

Das Thema sollte Aufruf sein
und dementsprechen heißen:
– viel guter Wille floss mit ein, –
„Die Mauer niederreißen!“

Doch welche Mauer war gemeint? –
Die Wand, die man errichtet
zum Nächsten hin – und die erscheint
aus Hass und Neid geschichtet.

Es rissen sie zusammen ein
die Eltern mit den Kindern,
symbolisch fielen Stein um Stein,
um Neid und Hass zu mindern.

Man wollte sich in freier Wahl
nun niemals mehr entzweien
und feierte das Abendmahl
gemeinsam in den Reihen.

Die Jugend nahm beim Abendmahl
auch Brot und Traubensäfte. –
Das Essen im Gemeindesaal
gab später weiter Kräfte.

So war denn der Familientag
im Ganzen gut gelaufen
mit Sang, Gebet und Glockenschlag
und auch mit Kindertaufen.

Auf der Fahrt zur Loire am 22./23.6.83
Gisela Schulz

 Impressionen bei einem Taufgottesdienst

„Lasst die Kinder zu mir kommen!“
Dieses Wort macht offenbar
Menschen froh und nicht beklommen,
und es wurde ernst genommen
letzten Sonntag am Altar.

Eine Mutter mit drei Kleinen
war bereit zum Sakrament,
um die Kinder mit dem reinen
Christenglauben zu vereinen,
zu dem sie sich auch bekennt.

Mutter, Kinder und die Paten
stellten sich zur Taufe hin.
Diese war in Wort und Taten
unserem Pfarrer wohl geraten
und für alle ein Gewinn.

Danach herrschte bis zur Mitte
seiner Predigt ernste Ruh. –
Doch dann tönten plötzlich Tritte,
lauter kleine Trippelschritte
und ein Jauchzen noch dazu.

Eins der Kinder lief vor Wonne,
ganz erfüllt von Tatendrang,
jubelnd durch die Bankkolonne,
und die bunte Fenstersonne
malte Kringel auf den Gang.

Über seine Lockenkrause
strich so manche alte Hand.
Niemand schickte es nach Hause. –
Doch der Pfarrer machte Pause
mit viel Herz und Sachverstand.

„Lasst die Kinder zu mir kommen!“
Dieses Wort macht offenbar
Menschen froh und nicht beklommen,
und es wurde ernst genommen
letzten Sonntag am Altar.

Gießen, am 10.7.83
Gisela Schulz

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