…Die Menschenmenge ist für den Gelähmten eine zusätzliche Behinderung. Sie könnten ihn durchlassen. Tun sie aber nicht. Jeder will den vordersten Platz. Je größer eine Menschenmenge, je anonymer eine Gesellschaft, um so verlorener kann sich ein Einzelner in ihr vorkommen. Aber gegen diese Verlorenheit ist ein Kraut gewachsen: Phantasie und Zivilcourage. Die vier Helfer des Gelähmten betätigen sich als Dachabdecker.
Der Prophet Elisa und die reiche Frau
…Fast wie ein Übergriff wirkt es, dass Elisa sich mit Mund, Augen, Händen über den Jungen breitet. Aber der Prophet handelt wirklich im Dienste des Lebens. Auch in der Seelsorge kann es notwendig sein, jemanden in den Arm zu nehmen, um zu trösten. Dabei muss man achtgeben, in welcher Weise man das tut, um nicht Schaden anzurichten, statt zu helfen.
„Hinauf auf die Tiefe!“
…Jesus lässt die Jünger hinauffahren auf die Tiefe, so widersprüchlich klingt es wörtlich im Urtext. Höhe und Tiefe hängen zusammen. Höhenangst ist eigentlich Furcht vor dem Sturz in die Tiefe. Wer auf das Meer hinausfährt, wo es tief ist, der schwebt in gefährlicher Höhe über unergründlicher Tiefe. Ausgerechnet in dieser Gefahr, die uns schaudern lässt, liegt aber eine ungeheure Chance.
Nichts ist unmöglich
…Das Wort „Wort“ ist in der Bibel kein bloß dahingesagtes leeres Wort, sondern es wird in die Tat umgesetzt. Ja, im Hebräischen wird das gleiche Wort „Wort“ benutzt, wo wir im Deutschen „Wort“, „Tat“, „Tatsache“ oder „Ding“ sagen. Für Gott ist kein Wort unmöglich auszuführen, das er ausspricht.
„Suchet der Stadt Bestes!“
…Wir leben nicht im Exil wie die Juden damals in Babylon. Während ich das sage, merke ich, dass das nicht hundertprozentig stimmt. „Wir“ in dieser Paulusgemeinde, das sind auch Menschen, die woanders aufgewachsen sind, in Russland, Kasachstan, USA, Eritrea, China, Thailand, Spanien und – und – und… Ob sich alle, die zu diesem „Wir“ gehören, hier vollkommen zu Hause fühlen?
Wozu einen Maulbeerbaum ins Meer verpflanzen?
…Wenn das Meer für den Tod steht, für Todesmächte, die uns bedrohen, dann steht der Maulbeerbaum für das Leben, das Jesus schenkt, indem er uns in seine Nachfolge ruft. Und der Maulbeerbaum wurzelt sich ein, mitten im Meer des Todes, und verwandelt dieses Meer, so dass es zu einer Quelle der Liebe wird.
Grüne Welle für das Rote Meer
…Auf den ersten Blick geht es um ein unerklärliches Naturwunder. Das Meerwasser trotzt der Schwerkraft und türmt sich wie Mauern rechts und links auf, so dass die Israeliten durch das Meer gehen können. Auf den zweiten Blick fällt auf: Gott redet und handelt, indem er Menschen beeinflusst. Er bremst und bewahrt vor blinder Hektik, er macht Mut zum Vorwärtsgehen.
Danken, Brotbrechen, Teilen
…Gott in seinem Sohn stirbt, damit wir leben. Muss Gottes Zorn durch ein blutiges Opfer versöhnt werden? Der Kern des Geheimnisses besteht darin: Gott ist ein Gott, der unser Leid mitleidet und uns so tröstet. Gott ist ein Gott, der unsere Schuld mitträgt und sie uns vergibt. Gott ist ein Gott, der unseren Lebenshunger mitspürt und ihn durch Liebe stillt.
Trickreiche Friedensmission eines Propheten
…Nachdem ich diese Predigt schon einmal in der Paulusgemeinde gehalten hatte, konnte mir ein Konfirmand die ganze Geschichte erzählen – und sogar noch etwas mehr, denn bei ihm explodierte der Berg und die himmlischen Heerscharen kamen dem Propheten mit Wunderwaffen zu Hilfe. Warum er so gut zugehört hatte? Er hatte ohne einen Kumpel neben sich da gesessen und sich gelangweilt.
Auf eigenen Füßen stehen
…Der Gelähmte erinnert mich an einen Mann, der mich oft auf dem Wochenmarkt fragt: „Ham Sie ein bisschen Kleingeld für mich?“ Und jedes Mal denke ich: Er bekommt Unterstützung vom Staat. Er bettelt sich was dazu. Sollte ich ihn einmal ansprechen, ähnlich wie Petrus? „Sie wissen doch, dass ich Ihnen kein Geld gebe. Wo drückt Sie denn wirklich der Schuh?“