…Was soll das heißen: eine Zeit der Gnade? Ist Gott mit seiner Liebe nicht immer für uns da? Manchmal müssen wir warten, bis uns geholfen wird. Paulus sagt: Hier und jetzt kann jeder Gottes Liebe spüren. Jeder kann sie weitergeben, und sei es nur mit ein wenig Freundlichkeit oder einem Gebet für den, dem es schlechter geht als mir selbst.
Licht auf dem Gesicht
…Wer darf schon in unsere dunklen Ecken sehen, was wir in der Matratze verstecken oder erst recht in den geheimen Verstecken unserer eigenen Erinnerung? Paulus macht uns Mut, uns trotzdem mit Liebe anschauen zu lassen. Wir werden gesehen von Jesus, der uns nicht verdammt, sondern unsere Würde anerkennt, der uns zutraut, Liebe anzunehmen und weiterzugeben.
Leben – nur als ob?
…„Das Wesen dieser Welt vergeht“, sagt Paulus; wörtlich steht da: „das Schema der Weltordnung“, die Struktur unserer Welt, muss nicht so bleiben, wie sie ist. Wenn nur wenige die Chance zu einem glücklichen Leben im Hier und Jetzt haben, können wir uns von Jesus ermutigen lassen, auf eine neue Welt zu hoffen und an ihr ein ganz kleines bisschen mitzuarbeiten.
Kein Ort wie jeder andere
…Am „Tag des Friedhofs“ gehen wir über den Friedhof in dem Bewusstsein, dass dieser Ort uns an den Zusammenhang von Leben und Tod erinnert – nicht, um uns zu ängstigen, sondern zu trösten, nicht um uns in depressive Stimmung zu versetzen, sondern mit Dankbarkeit zu erfüllen. Denn an diesem Ort wird erkennbar, dass das Leben ein unendlich kostbares Geschenk ist.
„Flieht die Hurerei!“
…Wer etwas nur tut, weil es alle tun, sollte lieber warten. Wer sich ausgenutzt fühlt, sollte auf jeden Fall Stop sagen. Wer nur Sex haben will, um vor seinen Freunden anzugeben, begeht tatsächlich Unzucht, weil er seine Freundin nicht respektiert. Aber jede voreheliche oder außereheliche Beziehung als Unzucht zu betrachten, wäre unbarmherzig.
„Der Tod ist verschlungen vom Sieg“
…Nach unserem Tod dürfen wir unverwesliches, unvorstellbar anderes Leben erwarten, Leben in ewigem Frieden, in unzerstörbarer Erfülltheit. Und schon vor unserem Tod dürfen wir uns verwandeln, weil Jesus die Sünde besiegt hat: Statt in Gleichgültigkeit oder Hass oder zerfressen von Vorurteilen zu leben, dürfen wir Liebe leben, eine Haltung des unverdorbenen Einstehens füreinander, einfach weil alle Menschen Kinder Gottes sind.
Gnadenpower
…Der wahre Teufel will uns einreden, unser Leben sei nichts wert und Gottes Liebe gebe es in Wirklichkeit gar nicht. Ist der Teufel für mich nur ein Sinnbild für böse Mächte? Ja, das stimmt – fast. Das „nur“ stimmt nicht. Denn böse Mächte haben uns tatsächlich im Griff, wenn wir uns nicht dem starken Gott anvertrauen, der uns Gnade schenkt.
Das große Liebeslied des Paulus
…In einem Metallspiegel zur Zeit des Paulus sah man nur ein dunkles Bild von sich selbst. So ist oft auch menschliche Liebe verzerrt und verdunkelt durch Eigenliebe oder Selbsthass. Erst im Himmel erkennen wir uns so, wie Gott uns erkennt, dann ist offenbar, dass wir seit Ewigkeiten von Gott geliebt sind, dass wir unendlich wichtig sind, jeder einzelne von uns.
Mit Gnade beschenkt – als Christen und Muslime
…Wir können einladen zum Glauben an Jesus, aber es mag sein, dass Menschen, die zum Beispiel als Muslime einen anderen Zugang zu Jesus haben, auf ihre Art sich ebenfalls von Gott mit Gnade beschenkt wissen und darum bei ihrem Glauben bleiben. Mein Gedankenanstoß für Sie sind ein paar Texte aus der islamischen Tradition, die christlichen Texten erstaunlich nahe sind.
Heilung eines stolzen Mannes
…Warum hatte Elisa den mächtigen Mann so kurz abgefertigt? Wollte er ihm zeigen, dass er mit seiner Stärke nicht überall weiterkommt? Ist Naaman vielleicht sogar krank geworden, weil er keine Schwäche zeigen durfte? Ein Hautausschlag kann eine Geheimbotschaft unserer Seele sein: Hallo, ich halte das nicht aus! Ich gehe kaputt, wenn ich niemals zeigen darf, wie dreckig es mir geht!