…Christentum ist nicht „der Aufstand alles am Boden Kriechenden gegen das, was Höhe hat“ (Nietzsche), sondern: aus der Höhe kommt Gott, das ist Gnade; sie erfährt der Schwache besonders, weil er sie in besonderem Maße braucht. Die Beschenkten werden stark. Liebe kann es mit jeder vermeintlichen Stärke und Selbstsicherheit, die ohne Liebe einhergeht, aufnehmen.
„Schaut euch an!“
…„Gott hat sich Einfältige und Machtlose ausgesucht, um die Klugen und Mächtigen zu demütigen“, schreibt Paulus an Hafenarbeiter und Sklavinnen in Korinth. Wir sollten uns fragen, ob wir vielleicht unbeabsichtigt Menschen den Zugang zur Gemeinde versperren, die Paulus zum eigentlichen Kern der Gemeinde rechnet: Behinderten, seelisch Kranken, Alkoholabhängigen, Nichtsesshaften, den sogenannten Asozialen?
Ausweispflicht?
…„Indem ich euch kein Zeichen gebe – abgesehen von meinem Leben und Sterben“, sagt Jesus, „bin ich ganz nahe bei euch.“ Das ist ein Angebot für uns alle. Entweder man lässt sich auf den Glauben ein und erfährt die Nähe Gottes, oder man bleibt draußen und wartet auf Beweise und wird sich immer nur bestätigen, dass der Glaube Unsinn sei.
Allein können wir nicht leben
…Richtig leben, das können wir nicht, wenn wir allein bleiben, ob innerlich oder äußerlich. Wir brauchen die anderen, auch die, über die wir uns ärgern, und auch die, die uns ärgern. Vielleicht sind manche, die äußerlich stark wirken und anderen Angst machen, innerlich sehr allein. Denn sie dürfen ja niemandem zeigen, dass sie auch Angst haben.
Begeistert
…Ist der Heilige Geist wirklich nichts zum Greifen? Menschen, die frei geworden sind, Menschen, die sich darum bemühen, andere zu befreien – solche Menschen macht der Geist Gottes aus uns. Menschen, die der Geist angesteckt hat, begeisterte Menschen – die sind zum Greifen, die leben neben uns, das können auch wir selber sein.
Angst um den Auferstehungsglauben?
…Der Glaube an Auferstehung hat Auswirkungen auf unser Leben. Über den Tod hinaus hoffen zu können, heißt erst recht: hoffen zu können für unser Leben vor dem Tod. Wir müssen nicht auf den toten Jesus am Kreuz starren, als wäre der Tod nicht besiegt. Wir müssen nicht Jesus an seinem Grab beweinen, als wäre Jesus nicht bei den Lebenden.
Das Kreuz als Sinnbild für Versöhnung
…Gott hat am eigenen Leibe erfahren, wohin Enttäuschungen, Hochmut und Trägheit die Menschen führen. Er straft nicht, sondern vergibt. Unser Gott ist so hoch, so stark, so groß, dass er auch so niedrig, so schwach, so klein werden konnte – und dennoch Gott in diesem Zustand blieb. Daher kann er uns auch mit sich versöhnen. Er kann jedem vergeben. Jedem!
Erfülltes Leben trotz Leid
…Leben ist erfüllt, wenn ich Vertrauen fasse zu Gott, dessen Güte unerschöpflich ist. Dann kann ich eigenen und fremden Leiden ins Auge sehen, nicht leichten Herzens, aber bewusst. Ich kann, so weit möglich, die Ursachen von Leid bekämpfen. Ich kann unausweichlichem Leid standhalten mit der Hilfe derer, die mir nahe sind, oder als eine Hilfe für die, die mich brauchen.
Der unvergängliche Siegeskranz
…Beim Siegeskranz, der nicht verwelkt und für den er hart gegen sich selber kämpft, denkt Paulus an die Gemeinde. Erfahrung von Gemeinschaft ist für ihn ein Sieg über den tödlichen Egoismus. Auch der gekreuzigte Jesus ist aus der Sicht Gottes nicht gescheitert. Diese Welt hat eine gute Zukunft, weil Egoismus, Unfriede, Unrecht und Tod nicht das letzte Wort behalten werden.
Der Zweifel als ungebetener Gast in der Kirche
…Ist es nicht fast unmöglich, auf einen Glauben zu bauen, der nicht viel mehr Menschen begeistert? Ist es nicht fast unmöglich, einer so fehlerhaften Kirche anzugehören: in der es Denkverbote, Hochmut, Unterdrückung gibt, in der manche Pfarrer selbst nicht glauben, was sie anderen verkünden, in der manche nicht um des Glaubens, sondern um einer anständigen Beerdigung willen Mitglied sind?