…Engstirnige Religionsvertreter, deren Herzen immun gegen Vernunfterwägungen und Mitleidsregungen sind, erfüllen selbst den abgebrühten Machtpolitiker Pontius Pilatus mit Furcht. Der Pilatus des Johannesevangeliums steht zwischen zwei Ängsten – dem unheimlichen Grauen vor dem Fanatismus der gewaltbereiten Religion – und der beunruhigenden Infragestellung seiner weltlichen Macht durch die Vollmacht, die Jesus ausstrahlt.
Bruder Israel und Schwester Kirche
…Wenn wir auf Paulus hören, haben wir Christen den Juden nichts voraus, und es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder müssen wir gemeinsam das vernichtende Urteil tragen – oder wir werden gemeinsam begnadigt. Jeder Versuch, sich selbst zu retten auf Kosten des Mitgefangenen, macht die Gnade unmöglich.
Jesus ins Gesicht schauen
…Auch über die Protestaktion der jungen Leute, die an Heiligabend unseren Gottesdienst störten, habe ich noch einmal nachgedacht. Sie scheinen etwas von uns erwartet zu haben. Wollten sie uns aufrütteln: Steht ihr für oder gegen die Gewalt in dieser Welt? Könnt ihr Lichter der Hoffnung anzünden? Oder verurteilt ihr uns nur als Ruhestörer?
Es soll nicht gelogen werden
…Trauerfeier für einen Mann, dem es wichtig war, dass bei seiner Beerdigung nicht gelogen wird. Das ist mir sowieso wichtig. Ich versuche, ihm gerecht zu werden, indem ich seine Haltung mit der Haltung des Mannes Hiob in der Bibel vergleiche.
Wie kommt man in den Himmel?
…Trauerfeier für eine alte Frau, die in Wolgadeutschland geboren und aufgewachsen war und nach einem erwachsenen Leben in Sibirien und Kasachstan im hohen Alter nach Deutschland kam und dort starb. Wo kommt sie jetzt hin – wie kommen wir alle in den Himmel?
Tiefschutz der Wahrheit – Stiefel des Friedens
…Ein Legionär in voller Rüstung braucht fünf Dinge zu seinem Schutz, nämlich Gürtel, Brustpanzer, Stiefel, Schild und Helm, und außerdem das Schwert als Waffe zum Kämpfen. Ein Christ trägt die Wahrheit als Gürtel, als Tiefschutz, als Schutz der empfindlichsten Stelle. Sein Brustpanzer ist die Gerechtigkeit, sein Schild der Glaube, und er trägt Stiefel des Friedens.
„Geifert nicht“, so geifern sie
…Die Gegner des Propheten Micha bringen scheinbar gute Argumente. Man darf doch nicht politisch predigen! Kann Gott im Zorn sein auserwähltes Volk im Stich lassen? Aber gerade weil es Gott nicht egal ist, dass sich seine Menschenkinder ins Unglück stürzen, wird er zornig über das Unrecht, das sie einander antun.
„Geduldig bis zum Kommen des Herrn“
…Nach vielen Ermahnungen, das Rechte zu tun, wird Jakobus am Ende seines Briefes gelassener. Ein Glaube ohne Taten ist für ihn kein rechter Glaube. Aber auch für Jakobus ersetzen Taten nicht den Glauben. Auch für ihn kann man nicht mit Taten den Himmel herbeizwingen. Zum Christsein gehört auch für ihn nicht nur das Tun, sondern auch das Warten und Geduldigsein.
Das ist wahr – in der Phantasie
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
im Artikel „Die Wahrheit hat noch Zeit“ vom 4.12.1991 warnen Pädagogen der Aktion Sorgenkind davor, aus „falsch verstandener Wahrheitsliebe“ Kinder zu früh mit der „Tatsache“ zu konfrontieren, „dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.“…
„Die Wahrheit wird euch frei machen“
…Wahrheit bedeutet bei Jesus, dass jemand im Einklang lebt mit allem, was um ihn herum existiert: mit sich selber, mit seinen Mitmenschen, mit der Schöpfung, mit Gott. Diese Wahrheit führt dann auch zu wahrer Freiheit. Denn auch frei sein kann man nicht gegen die Natur oder gegen andere Mitmenschen. Freiheit gibt es nur im Einklang mit dem Rest der Welt.