…Gebete sind nicht nötig, um Gott darüber zu informieren, was mit uns los ist. So hoch Gott über uns steht, er interessiert sich für unsere kleinen Probleme, für unsere verzweifelten Versuche, unser Leben irgendwie zu meistern. Wozu sind dann Gebete überhaupt nötig? Nicht Gott braucht sie, sondern wir – um zu merken, dass Gott längst mit uns im Kontakt ist.
Kapitel 7: Stark und schwach sein dürfen
…Im siebten Kapitel seines Buches geht es Helmut Schütz um die Überwindung von Gefühlsverboten und Überverantwortlichkeit. Wie können Opfer sexueller Gewalt es lernen, stark und schwach sein zu dürfen und überhaupt erst einmal zu fühlen, was sie fühlen?
Die zweite Bekehrung des Felsenmannes
…Wie barmherzig geht Jesus mit Petrus um! Er sagt ihm nicht: „Du musst jetzt stark sein!“ Er geht nicht davon aus, dass jeder Mensch von sich aus so glaubensstark sein kann und soll wie Hiob. Nein, er bittet für ihn um Gottes Hilfe, damit sein Vertrauen in der drohenden Verzweiflung nicht aufhört.
Petri Meerwandel und Jesu ausgestreckte Hand
…In unserem Bibelkreis war einmal eine Alkoholikerin, die sagte zu diesem Text: „Wenn Jesus mir die Hand hingestreckt hätte, um mich rauszuziehen – ich hätte wahrscheinlich draufgehauen!“ Sie hätte sich gedemütigt gefühlt, wenn sie ihre Hilfsbedürftigkeit zugegeben hätte. Das größte Wunder in unserer Geschichte ist, glaube ich, dass Petrus sich einfach von Jesus aus dem Dreck rausziehen lässt.
Lebendiger Glaube ohne Fanatismus
…Ein lebendiger Glaube, der nicht fanatisch ist, sondern lernfähig, und der sich immer wieder öffnet für neue Erfahrungen mit Gott, ist nicht häufig anzutreffen in einer religiösen Gemeinschaft. Doch je mehr wir einem solchen lebendigen Glauben bei uns Raum geben und ihn in uns wachsen lassen, desto weniger brauchen wir einander mit Rechthaberei und falschem Missionseifer unter Druck zu setzen.
Gott schenkt erfülltes Leben
…Das bedeutet Ostern: Niemand muss in Staub und Asche hocken bleiben, niemand muss sein Leben lang meinen, er habe kein Recht auf ein sinnvolles Leben. Gott möchte, dass der Arme aufsteht aus dem Staub, dass er Schwache Kraft gewinnt, dass ein Mensch, der kein Ziel vor Augen hat, sich neue Ziele setzt.
„Was schwach ist, das hat Gott erwählt“
…Vor Gott braucht niemand etwas in der Hand zu haben, weil Gott unsere leeren Hände füllt. Vor Gott müssen wir nicht besonder stark, klug, berühmt sein. Wir sind wertvolle Menschen vor Gott, weil er uns liebhat. Es gibt Dinge, die wir von Christus lernen können, die in uns wachsen, wenn wir beginnen, auf ihn zu vertrauen: Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung.
„Wenn ich schwach bin, so bin ich stark“
…Im Verlieren kann ein Gewinn stecken. Einer, der es immer nötig hat, zu gewinnen, ist in Wirklichkeit ein Verlierer. Wer immer stark ist, schützt sich oft nicht ausreichend vor Gefahren, die auch ihn bedrohen. Und jemand, der schwach scheint, kann durch innere Stärkung auch ein schweres Schicksal überwinden.
Neue Erlaubnisse im Gottvertrauen
…Es gibt feindliche Stimmen um uns herum und auch in uns drin: „Du bist nichts wert, wenn du schwach bist! Reiß dich zusammen, sonst musst du dich schämen!“ Neue Erlaubnisse müssen her: „Lass dich fühlen, was du fühlst! Nimm dich, wie du bist! Trau dich, um Hilfe zu bitten! Du bist ein kostbarer Mensch, denn Gott hat dich unendlich lieb!“
Das Leben gewinnt an Breite, Länge, Höhe, Tiefe
…Das Leben gewinnt an Breite – wir müssen nicht stur geradeaus gehen, ohne nach rechts oder links zu schauen. Es gewinnt an Länge – die Vergangenheit ist nicht mehr ein Klotz am Bein, die Zukunft kein dunkler Abgrund. Wir bekommen Kraft aus der Höhe und gewinnen Mut, uns dem zu stellen, was in der Tiefe unserer Seele verborgen liegt.