„Nie mehr will ich über euch zornig sein!“

Gott tut einen Schwur, der uns vielleicht leichtsinnig vorkommt: „Nie mehr will ich über euch zornig sein!“ Ich glaube, dass Gott seinen Schwur gehalten hat, indem er Mensch geworden ist. In Jesus begrenzt Gott seine Allmacht. Gott tritt uns mit seiner Liebe gegenüber, zornig auf uns, wenn wir uns und andere kaputt machen, aber nicht mit vernichtendem, sondern aufrichtendem Zorn.

„Wollt ihr auch weggehen?“

Ich will nicht über den sinkenden Kirchenbesuch jammern, sondern über Jesu Frage nachdenken: „Wollt ihr auch weggehen?“ Er droht und befiehlt nicht, er lässt jedem die Entscheidung ganz offen. Wollen wir weggehen oder bleiben? Was könnte uns veranlassen, so oder so zu entscheiden? Was können wir von Jesus Christus erwarten? Petrus gibt die Antwort: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“

Gnade macht stark

Christentum ist nicht „der Aufstand alles am Boden Kriechenden gegen das, was Höhe hat“ (Nietzsche), sondern: aus der Höhe kommt Gott, das ist Gnade; sie erfährt der Schwache besonders, weil er sie in besonderem Maße braucht. Die Beschenkten werden stark. Liebe kann es mit jeder vermeintlichen Stärke und Selbstsicherheit, die ohne Liebe einhergeht, aufnehmen.

Durchlaufende Liebe

Eine schwäbische Winzerin, eine Großmutter, wurde von ihrer Enkelin gefragt: „Was nützt es denn, Oma, dass du in die Kirche gehst?“ Da sagte sie: „So genau kann ich es nicht beweisen – aber manchmal denke ich, mir geht es wie dem dreckigen Rebenkorb: Er ist sauber, nachdem das Wasser durchgelaufen ist, auch wenn er das Wasser nicht hat auffangen können!“

Blindenheilung – in der Sicht blinder Schüler

Ich habe in Friedberg auch Unterricht bei blinden Schülern. Eine Schülerin meinte: Wenn ich eine schwierige Sache vor mir habe und bete, werde ich meistens ruhiger. Unmögliches würde sie nicht erbitten. Eine andere erzählte, es falle ihr schwer, mit Sehenden über ihre Blindheit zu sprechen. Vielleicht betet sie, dass sie mehr Vertrauen zu sich selbst und zu den anderen gewinnt.