…Trauerfeier für eine Frau, für die es Zukunft gibt, auch nach dem Tod. Darüber denke ich nach, indem ich auf Worte des Apostels Paulus aus dem 1. Korintherbrief eingehe.
Hoffnungsgeschichte
…„Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Mit dieser Zusage entsteht Hoffnung: Jesus und der Verbrecher, der ihn bittet, leben mitten in ihrem Sterben, aber hinter dieser Grenze wartet Gott. Am Ende lassen sich nach Lukas alle Zuschauer bei der Kreuzigung verwandeln in ihrer inneren Einstellung. Wer sich hier nicht anrühren lässt, der muss ein Herz aus Stein haben.
Paulus „weiß“ nur den Gekreuzigten
…Einen Menschen „weiß“ Paulus, der ihm so wichtig wurde wie niemand sonst: „Ich weiß nur Jesus Christus, den Gekreuzigten!“ Wie steht Jesus mir bei? Offenbar muss ich nicht immer mit meinen eigenen Fähigkeiten jemandem eine Hilfe sein. Als Seelsorger kann ich einfach da sein, auch wenn ich mit meinem Latein am Ende bin.
Gott steht auf unserer Seite
…Steht Gott auf unserer Seite? Nicht, wenn wir denken: wir sind besser als die anderen Menschen. Nicht, wenn wir mit Gottes Hilfe gegen andere Menschen Krieg führen wollen. Aber er steht auf unserer Seite, wenn wir ihn an uns heranlassen – ihn mit seiner Menschlichkeit und Liebe, so wie wir eben sind, ohne dass wir uns verstecken oder verstellen müssten!
Karfreitagstrost
…Ohne Jesu Vertrauen zu seinem Vater wäre der Karfreitag trostlos geblieben, hätte es nur die Gleichgültigkeit der Legionäre, den Spott der Mächtigen und die Flüche des ersten neben Jesus Gekreuzigten gegeben. Aber Jesus legte sein Leben in die Hand des Vaters, seine Liebe war nicht am Ende; er konnte seinen Mördern vergeben und in einer Reihe von Menschen Glauben wachrufen.
Gott ist der, der an uns glaubt
…Gott zweifelt nicht an uns. Er lässt uns nicht in Ruhe, traut und mutet uns viel zu: über alle Dinge auf Gott zu vertrauen, trotz allem für diese Welt zu hoffen, mit kleinen Kräften unsere Mitmenschen zu lieben wie uns selbst. Weiß Gott denn nicht, wie verzweifelt und depressiv, wie ängstlich und egoistisch wir Tag für Tag sind?
Rettung für Judas
…Vielleicht sind wir Judas am ähnlichsten in seiner Hoffnungslosigkeit. Aber wenn es stimmt, dass auch die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, kann auch Judas nach seinem Selbstmord die Stimme gehört haben, die ihm sagt: „Du sollst leben!“ Ich habe keinen Grund, mich höher zu stellen als den Judas, aber ich brauche mich auch nicht zu verdammen.
Abschied vom Supermann-Gott
…Ein Sechsjähriger sagt zu einem Bild von Jesus am Kreuz: „Wenn das der Batman gewesen wäre, der hätte sich losgerissen und die Nägel nur so aus den Händen und Füßen rausgeschleudert!“ Aber den Soldaten unter dem Kreuz, diesen gemeinen, zynischen Menschenvernichtern, wird bewusst: Wir haben Gottes Sohn getötet; Gott ist nicht auf unserer Seite, sondern auf der Seite unserer Opfer.
Gottes Schwäche ist stärker als die Stärke der starken Männer
…Wir dürfen für die Folgen unserer Schuld einstehen und nach der Wahrheit fragen, auch wenn viele sich mit der Suche nach Sündenböcken zufrieden geben. Wir dürfen in schwerem Leid zu Gott schreien, seine versprochene Hilfe einklagen. Wir dürfen uns lösen von Bindungen, die uns unglücklich machen.
Das Kreuz als Sinnbild für Versöhnung
…Gott hat am eigenen Leibe erfahren, wohin Enttäuschungen, Hochmut und Trägheit die Menschen führen. Er straft nicht, sondern vergibt. Unser Gott ist so hoch, so stark, so groß, dass er auch so niedrig, so schwach, so klein werden konnte – und dennoch Gott in diesem Zustand blieb. Daher kann er uns auch mit sich versöhnen. Er kann jedem vergeben. Jedem!