…Das hat einen Doppelsinn: Blut kann über uns kommen im Sinne der blutigen Folgen blutiger Taten. Das geschieht nach Matthäus den Juden, als Jerusalem zerstört wird. Blut kann aber auch über uns kommen im Sinne des Versöhnungsblutes der Opfertiere. So hat das Blut Jesu, das von Hohepriestern und Pilatus und im übertragenen Sinne von uns allen vergossen wurde, versöhnende Wirkung.
Eine gefesselte Hand löst unsere Fesseln
…Jesu Hände, ans Kreuz gefesselt, segnen die ganze Welt, bedecken mit Gnade den Zorn, „den Menschenschuld in Gott erweckt“. Gott selbst bedeckt seinen eigenen Zorn mit seiner eigenen Liebe. Gott vergisst die Übeltaten der Menschen nicht. Doch auch böse Menschen will Gott nicht einfach vernichten. Er will, dass sie sich wandeln.
Verrückte Botschaft von Gott
…Für die griechische Philosophie war ein leidender Gott undenkbar. Und für Juden war ein Messias, der hingerichtet wird, ein Widerspruch in sich selbst. Paulus entgegnet: Wenn ein Gott, der leidet, nicht ins Schema der gängigen Philosophie und Religion passt, müssen Philosophen und religiöse Menschen eben umdenken.
„Lasst euch versöhnen mit Gott!“
…Es ist paradox: Gott macht Jesus zur Sünde. Er überwindet unsere Sünde von innen. Er weiß, was wir brauchen: Liebe, Vergebung. Er traut uns zu: Ihr könnt neu anfangen! Was macht das mit uns? Paulus sagt: So wie Jesus die Sünde wird, so werden wir die Gerechtigkeit. Er tut so, als könnten wir auf einmal gerecht und gut leben.
Das Verbindungsstück
… denke ich über das Kreuz Jesu nach. Trennt es die Menschen oder verbindet es sie miteinander?
Sieht man das Christentum als eine Religion, die sich gegen andere Religionen behaupten muss, kann das Kreuz zum Symbol der Trennung werden, zur Waffe im „Kreuzzug“ gegen den Andersgläubigen.…
Paulus – starker Typ für Christus
…In zwei Erzählkreisen schildert das Altarfenster der evangelischen Pauluskirche Gießen zwei Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus: seine Berufung vor Damaskus und seine Predigt in Athen. Darüber steht in einem dritten, größeren Kreis der auferstandene Jesus Christus vor all den Gegenständen, die mit seinem Leiden und Sterben zu tun hatten.
Der König am Kreuz
…Engstirnige Religionsvertreter, deren Herzen immun gegen Vernunfterwägungen und Mitleidsregungen sind, erfüllen selbst den abgebrühten Machtpolitiker Pontius Pilatus mit Furcht. Der Pilatus des Johannesevangeliums steht zwischen zwei Ängsten – dem unheimlichen Grauen vor dem Fanatismus der gewaltbereiten Religion – und der beunruhigenden Infragestellung seiner weltlichen Macht durch die Vollmacht, die Jesus ausstrahlt.
„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“
…Die Jesus verspotten, sind kaputter als er, offenbaren ihre Erbärmlichkeit, die Gottes Erbarmen herausfordert. Was andere im Bild des Jüngsten Tages ausmalen, sieht Matthäus schon jetzt geschehen: die Toten wachen auf aus dem Todesschlaf und leben bei Gott, weil Jesus mit seiner Liebe den Himmel aufgeschlossen hat.
Ist diese Welt eine Schlangengrube?
…Ich halte Gott nicht für so grausam, dass er den Menschen noch eine zusätzliche Plage auferlegen will, wo sie es ohnehin schon schwer haben. Nein, die Schlange taucht automatisch, als notwendige Folge, in der Menschenwelt auf, wenn der Mensch sein Vertrauen zu Gott verliert. Die Schlange als Bild des verschlingenden Abgrunds, des vergiftenden Bösen, des heimtückischen Todes.
„Christus ist mein Leben“
…Menschen, die nur um sich selber kreisen, sind wie tot, lebende Zombies, ohne Liebe, ohne Lebensziel. Für lebensvolle, lebensfrohe Menschen ist es selbstverständlich, dass auch andere Menschen in ihrem Leben einen Platz haben. Selbst wenn diese Menschen viel Zeit kosten, viele Kräfte und viele Nerven.