…Ist auch hier in der Kirche ein Platz für jeden, ohne dass er schief angesehen wird? Ist in Gruppen unserer Gemeinde und auch in Gesprächen zwischen einzelnen Menschen ein Ort, wo alles ausgesprochen werden kann, was jemand auf dem Herzen hat? Das fängt damit an, dass wir einsehen: Es muss keiner besonders fromm sein, um in der Gemeinde mitzumachen.
Fromm sein – neu definiert!
…„Fromm“ ist nicht der, der meint, ein besserer Christ zu sein. Und nicht nur der ist „fromm“, der nie an Gott zweifelt. „Fromm“ im Sinne Jesu ist, wer weiß, dass er auf Gottes Güte angewiesen bleibt. „Fromm“ sind wir, wenn wir offen sind für Gott, der uns oft fremd ist, und offen für unseren Nächsten, auch wenn er unbequem ist.
Zwei Formen von Undankbarkeit
…Die beiden Gleichnisse dieses Sonntags zeigen uns zwei Formen von Undankbarkeit: die Selbstüberschätzung dessen, der vergessen hatte, dass das, was er war und darstellte und was er hatte, alles ihm nur auf Zeit anvertraut war. Und die Selbstunterschätzung dessen, der meinte, dass Gott ihm viel zu wenig an Fähigkeiten oder Besitz oder Einfluss mitgegeben hätte. Beide sind undankbar.
Dienen
…So selbstverständlich, wie jemand gegen Bezahlung seinen Dienst versieht, genau so selbstverständlich ist es eigentlich, das zu tun, was Gott von uns will. Denn Gott schenkt uns das Leben und unsere Fähigkeiten, er bietet sich uns an, dass wir ihm vertrauen können.
Gut, „dass ich kein Pharisäer bin!“
…In der Geschichte vom Pharisäer und vom Zöllner geht es um den Maßstab des Willens Gottes, um das Sich-Messen an diesem Maßstab, das leicht Vermessenheit werden kann. Messen wir uns nur nach oben, zu Gott hin? Oder sehen wir uns auch nach unten als Maßstab für andere Menschen?
Abwege, auf die Jesus führt
…Vor Abwegen wird gewarnt. Man könnte sich verirren, man könnte auf unbekanntem Gelände Schaden erleiden. Man sollte doch lieber auf der ebenen Straße bleiben, die geradeaus führt. Man sollte sich nicht zu weit von dem entfernen, was alle tun. Doch Jesus will uns auf Abwege führen. Auf eine besondere Art von Abwegen.
Keine Chance auf der „schiefen Bahn“?
…Die Sonderschüler bringen mich im Religionsunterricht oft an den Rand der Verzweiflung. Aber auch das geschieht: Der schlimmste Rabauke der Klasse erklärt nach langen Debatten über Gott und dass es ihn nicht gibt, in einer stillen Stunde: „Eigentlich glaube ich ja doch an Gott. Es ist nur so schwer zu verstehen, weshalb es so viel Böses in der Welt gibt.“
Gleichmacher
…Eine Teepflückerin, die in Sri Lanka den ganzen Tag hart arbeitet, um ihre Mindestmenge Tee abzuliefern, muss bangen, ob sie überhaupt den Mindestlohn von 1 DM, oder mehr, je nach gepflückter Menge, für ihre Arbeit bekommt. Bleibt sie unter der Mindestmenge, so ist ihr Arbeitstag verloren. Jesus erzählt ein Gleichnis von Tagelöhnern, die bei unterschiedlicher Arbeitszeit alle denselben Lohn bekommen.
Erschrecken vor der sozialen Wirklichkeit
…Jesus macht uns Mut, unsere soziale Wirklichkeit so wahrzunehmen, wie sie ist. Jeder unter uns weiß natürlich, dass es soziale Unterschiede weltweit und bei uns gibt, aber erschrecken wir vor dem Abgrund, der zwischen Armen und Reichen besteht, vor dem Leid des Lazarus und vor der Verantwortung, die wir tragen, wenn wir bessere Lebensbedingungen haben?