Gnade macht stark

Christentum ist nicht „der Aufstand alles am Boden Kriechenden gegen das, was Höhe hat“ (Nietzsche), sondern: aus der Höhe kommt Gott, das ist Gnade; sie erfährt der Schwache besonders, weil er sie in besonderem Maße braucht. Die Beschenkten werden stark. Liebe kann es mit jeder vermeintlichen Stärke und Selbstsicherheit, die ohne Liebe einhergeht, aufnehmen.

„Schaut euch an!“

„Gott hat sich Einfältige und Machtlose ausgesucht, um die Klugen und Mächtigen zu demütigen“, schreibt Paulus an Hafenarbeiter und Sklavinnen in Korinth. Wir sollten uns fragen, ob wir vielleicht unbeabsichtigt Menschen den Zugang zur Gemeinde versperren, die Paulus zum eigentlichen Kern der Gemeinde rechnet: Behinderten, seelisch Kranken, Alkoholabhängigen, Nichtsesshaften, den sogenannten Asozialen?

Gottes Führung

Die Wolke mag undurchdringlich sein, mag verschiedene Gesichter zeigen, mal hell, mal schmutzig grau, mal bedrohlich und mal freundlich, aber durch sie führt Gott die Kinder Israel auf ihrem Weg. Wir mögen Gott oft nicht verstehen, mögen zweifeln, ob er überhaupt da ist, mögen völlig falsche Vorstellungen von ihm haben, mögen ihm Vorwürfe machen – und trotzdem führt er uns.

Schwarz sehen

Jesaja sieht das Finstere, aber er sieht nicht schwarz. Ein Licht scheint in die Finsternis. Er kündigt Freude an in kaum glaublichen Bildern: Er sieht die Sklaverei beseitigt, die wie ein Joch war, sieht den Stock zerbrochen, mit denen die Unterdrücker ihre Fronarbeiter angetrieben hatten. Militärstiefel und Soldatenmäntel werden verbrannt; es wird nicht mehr marschiert und nicht mehr Blut vergossen.

Tätig erwarten

Es geht darum, vom Gottvertrauen her etwas zu tun, in Richtung Liebe, Menschlichkeit, Sinnerfüllung, Entfaltung seiner kleinen oder großen Fähigkeiten. Es geht aber nicht darum, sich aus reinem Pflichtgefühl einzusetzen, dabei selbst zu kurz zu kommen und sich irgendwann enttäuscht zurückzuziehen. Ich bin verantwortlich für das, was ich tue, aber auch angewiesen auf die Liebe und Hilfe anderer Menschen.

Zaghafte Hoffnung

Wir haben keine Ausrede. Selig sind die Friedensstifter, nicht die, die das Thema Frieden kalt lässt. Wenn wir etwas ändern wollen, können wir – bei uns selbst anfangen. Uns mehr Information verschaffen, offener auf Andersdenkende zugehen, prüfen, ob der eigene Standpunkt wirklich haltbar ist, nicht mit zweierlei Maß messen, wenn es um die Bewertung von Waffen in verschiedenen Händen geht.

Gottes Gesicht

Presst Gott nicht in Schemata wie: „Gott ist immer der liebe Gott“ oder „Gott verlangt zu viel!“ oder „Warum lässt Gott so viel Böses zu?“ Nehmt wahr, dass Gott ein Gesicht hat. Er trägt keine Maske, die immer fröhlich oder immer streng oder immer ernst ist. Zu seinem Gesicht gehört Bewegung, indem er mir nahe ist, zeigt er viele Gesichter.