…Ich sitze im Bus auf dem Weg zu einer Trauerfeier, da spricht mich eine Frau an: „Das ist aber nicht schön, eine Beerdigung bei dem schönen Wetter!“ Da dreht sich eine andere Frau um, die fünf Todesfälle in der Verwandtschaft hat verkraften müssen. Sie meint: „Manchmal wird es einem erst auf dem Friedhof bewusst, wie kostbar das Leben ist.“
Osterei und Herz aus Stein
…Es ist, als ob wir mit unserer ganzen Welt in einer riesengroßen Eierschale drinstecken. Und wenn wir sterben, erwachen wir mit neuen Augen in einer für uns neuen Welt – so wie es ein Küken empfinden muss, das aus der Eierschale schlüpft. So stelle ich mir Auferstehung vor, Auferstehung in die Welt Gottes hinein, die unsere irdische Welt unsichtbar umgibt.
Das große Liebeslied des Paulus
…In einem Metallspiegel zur Zeit des Paulus sah man nur ein dunkles Bild von sich selbst. So ist oft auch menschliche Liebe verzerrt und verdunkelt durch Eigenliebe oder Selbsthass. Erst im Himmel erkennen wir uns so, wie Gott uns erkennt, dann ist offenbar, dass wir seit Ewigkeiten von Gott geliebt sind, dass wir unendlich wichtig sind, jeder einzelne von uns.
Heilung eines stolzen Mannes
…Warum hatte Elisa den mächtigen Mann so kurz abgefertigt? Wollte er ihm zeigen, dass er mit seiner Stärke nicht überall weiterkommt? Ist Naaman vielleicht sogar krank geworden, weil er keine Schwäche zeigen durfte? Ein Hautausschlag kann eine Geheimbotschaft unserer Seele sein: Hallo, ich halte das nicht aus! Ich gehe kaputt, wenn ich niemals zeigen darf, wie dreckig es mir geht!
„Fröhlich soll mein Herze springen!“
…Christus ist geboren! Da tanzt unser Herz vor Freude. Es ist, wie wenn unsere kleine Enkelin von ihrem Papa hoch in die Luft geworfen und sicher aufgefangen wird und vor Freude juchzt! So ein Kind war auch der kleine Jesus. Als der „Christus“ – „der Gesalbte“ – holt er Frieden auf die Erde. Und als „Christkind“ bringt er Kindern Geschenke.
Irgendwann haben wir genug geweint
…Das ist die Art, wie Gott tröstet: Er ermutigt uns zu weinen und tröstet uns, wie uns früher vielleicht unsere Mutter getröstet hat. Seine Liebe umschließt uns wie eine Decke, in die wir uns einkuscheln. Wir dürfen Tränen weinen und sind dabei nicht allein, und irgendwann löst sich der Schmerz. Dann werden Tränen abgewischt. Wir gehen weiter auf neuen Wegen.
„Lieber Gott, du bist so groß!“
…Was heißt denn „lind“ und „birgt“? fragt vielleicht ein Kind. Dann kann man es in die Arme schließen und sagen: So ist das, wenn man ein Kind in seinen Armen birgt. Und man kann es zart streicheln und sagen: dieses Zarte, Sanfte, Schöne beim Streicheln, das nennt der Dichter „lind“. Ganz selbstverständlich verwendet der Dichter für Gott ein mütterliches Bild.
Gottes Hand
…Dorothea Steigerwald hat auf unterschiedliche Weise Gottes Hände gestaltet. Diese Skulptur hat mir eine Frau geschenkt, die keine Mutterliebe kannte, und die Vaterliebe, die sie erfuhr, brach ihr fast das Rückgrat, denn er verging sich an ihr. Doch es gab Menschen, die ihr zeigten: Gott hält mich trotz allem fest, richtet mich auf, ich kann neues Vertrauen zum Leben finden.
„Wer bin ich unter Millionen?“
…Kann Gott wirklich alle Menschen lieben? Es gibt doch Millionen und Abermillionen Menschen. Sollte Gott wirklich jede einzelne dieser Seelen kennen und sogar lieb haben? Auch der Dichter Johann Gottfried Hermann staunt, dass Gott Pläne hat mit jedem Menschen. Auch wenn wir gemessen vor Gott nur so groß sind wie kleine Staubkörnchen: Wir sind Gott wichtig.
Geburtstag der Kirche
…Jesus hatte ihnen gesagt: „Ich schicke euch Heiligen Geist.“ Aber worauf warteten sie eigentlich? 50 Tage nach Ostern geschah es plötzlich: Es war, als ob ein Sturmwind durchs Haus wehte – so wie Gottes Wind, der einst die Wogen des Schilfmeeres geteilt hatte. Es war ihnen, als würde ein frischer Wind alle trüben Gedanken aus ihrem Kopf verjagen.