…Der Mann, der da am Kreuz hängt, hat von sich gesagt: „Ich bin der Weinstock – ich bin dieses unansehnliche, verkrümmte Gebilde“. Und wir leben, indem wir an ihm hängen. Regelmäßiges Bibellesen und Beten, evtl. in einem gemeinsamen Bibelkreis, ist vielleicht so etwas Ähnliches wie Gymnastik für die Seele.
Im Alltag kommt der Auferstandene
…Da steht Jesus am Ufer! Warum steht er da? Er will nicht, dass sie aussteigen aus dem Schiff, sie sollen nicht alles hinwerfen: Netze, Schiff und Arbeit. Auferstehung hat etwas mit unserem Alltag zu tun, mit unserer Vergeblichkeit und Sinnlosigkeit, mit unserer Mühe und Arbeit. Wir sollen eben nicht Aussteiger werden, sollen nicht die Welt verachten oder ihr entfliehen.
Osterspaziergänge
…Was kann sich verbinden mit dem Thema „Osterspaziergang“, zum Beispiel bei Goethe? Unbeschwertes Feiertagsvergnügen oder übertünchte Langeweile, Befriedigung über Erfolg und Anerkennung im Leben oder Verzweiflung über unerfüllte Sehnsüchte. Dann gibt es Ostermärsche und Trauerwege – und diesen einen Weg nach Emmaus, an dessen Ende es für zwei Männer Ostern wurde, als Jesus mit ihnen das Brot brach.
Ein liebender Gott hält unseren Zorn aus
„Ich kann nicht an einen Gott glauben, der sein Kind einen grausamen Tod am Kreuz sterben lässt“. So oder ähnlich zweifeln viele Menschen, wenn sie an Karfreitag denken.
Weshalb kann ich trotzdem an Gott glauben? Für mich hing da Gott selber am Kreuz. Das heißt: der allmächtige Gott – ganz Mensch geworden, ausgeliefert, verraten, verkauft…
Rettung für Judas
…Vielleicht sind wir Judas am ähnlichsten in seiner Hoffnungslosigkeit. Aber wenn es stimmt, dass auch die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, kann auch Judas nach seinem Selbstmord die Stimme gehört haben, die ihm sagt: „Du sollst leben!“ Ich habe keinen Grund, mich höher zu stellen als den Judas, aber ich brauche mich auch nicht zu verdammen.
Reklame für Jesus
…Wie macht Jesus für sich Reklame? Er benutzt keine Tricks. Er spürt, dass Matthäus, der Zöllner, offen für ihn ist, und fragt ihn einfach: Kommst du mit? Er hört, dass die Pharisäer, also sehr angesehene Leute im Dorf, sich über ihn aufregen, und sagt ihnen offen: Für euch bin ich auch gar nicht da. Ihr braucht mich eben nicht.
Wie Jesus allen Versuchungen widersteht
…In Versuchung geraten wir, wenn uns eingeflüstert wird, wir hätten von Gott nicht genug zu erwarten und ohne Ellbogen käme man in unserer Gesellschaft nicht weit. Diesem Irrglauben tritt Jesus entgegen, indem er allen Versuchungen des Teufels widersteht. Statt die Weltherrschaft anzustreben, geht er den Weg des Leidens.
Fromm sein – neu definiert!
…„Fromm“ ist nicht der, der meint, ein besserer Christ zu sein. Und nicht nur der ist „fromm“, der nie an Gott zweifelt. „Fromm“ im Sinne Jesu ist, wer weiß, dass er auf Gottes Güte angewiesen bleibt. „Fromm“ sind wir, wenn wir offen sind für Gott, der uns oft fremd ist, und offen für unseren Nächsten, auch wenn er unbequem ist.
Christi Wort will bei uns wohnen
…Ich nehme mich wahrscheinlich häufig zu wichtig, indem ich denke: wenn ich etwas nicht tue, dann tut es keiner. Stellen wir uns das doch einmal vor: Das Wort Christi wohnt bei uns. Jeden Tag. Jede Stunde. Christus trägt uns. Wir sind nicht diejenigen, die die Last der ganzen Welt tragen müssen. Nicht einmal unsere eigene Verantwortung müssen wir allein tragen.
Ausgesetzt
…Der Künstler übertreibt nicht: täglich werden Kinder ausgesetzt, misshandelt, als Arbeitssklaven ausgebeutet. Ich erschrecke über das Bild, weil ich ohne das Kind vielleicht gar nicht wahrnehmen würde, wie schrecklich wir unsere Zeit haben werden lassen. Doch zugleich ist das schreiende Baby für mich ein Zeichen der Hoffnung. Eben weil es schreit!