Vor einem Jahr, am 1. Junisonntag, vergaß ich den „Partnerschaftssonntag“, der zum erstenmal bei uns in Oberhessen angesagt war. Er sollte helfen, im geistlichen Austausch mit Christen in Nordindien die „Einbahnstraße“ zu überwinden, in der früher oft Ideen und Geld von hier in die „Missionsgebiete“ transportiert wurden. Aber bei mir ging das Thema einfach unter – wie vieles andere auch…
Das Gleichnis von der Windmühle
…Alle kirchliche Aktivität, die es bei uns gibt, ist nur sinnvoll, wenn sie mit dem gemeinsamen Zentrum unserer Kirche in Verbindung steht. Vielleicht hilft uns das Bild von der Mühle, dass wir noch bewusster nach dem Geist Gottes fragen. Gottes Mühlen mahlen langsam, heißt es, aber wenn wir auf eigene Faust unseren Kirchenbetrieb beschleunigen wollen, kommt leerer atemloser Aktivismus heraus.
„Prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine!“
…Wir urteilen manchmal schnell: über einen Konfirmanden, eine Hausfrau, einen Pfarrer, einen Mitschüler oder Arbeitskollegen. Aber wissen wir, wie der andere wirklich in seinem Innern ist? Offene Kritik ist nicht leicht zu ertragen, aber Kritik nicht zu äußern, kann ein Zeichen dafür sein, dass man jemanden schon aufgegeben hat oder nicht für fähig hält, sich überhaupt zu ändern.
Seelengymnastik
…Der Mann, der da am Kreuz hängt, hat von sich gesagt: „Ich bin der Weinstock – ich bin dieses unansehnliche, verkrümmte Gebilde“. Und wir leben, indem wir an ihm hängen. Regelmäßiges Bibellesen und Beten, evtl. in einem gemeinsamen Bibelkreis, ist vielleicht so etwas Ähnliches wie Gymnastik für die Seele.
Aufruf zur Faulheit?
…Viele haben mitgeholfen, unser Gemeindehaus zu vergrößern, zu verbessern, zu verschönern. Viele haben ihre Freizeit oder den Lohn für ihre Arbeit geopfert. In der Predigt geht es um das Psalmwort 127, 2: „Seinen Freunden gibt Gott alles im Schlaf!“ Nur von Gott her bekommen wir Ruhe. Was unsere Träume uns sagen wollen, ist wichtig. Liebe können wir uns nicht verdienen.
Gnade und Friede statt Hochmut und Neid
…Als ich einen anderen Pfarrer faszinierend gut predigen hörte, wurde ich neidisch. Im Vergleich dazu fand ich meine eigenen Predigten langweilig. Eigentlich hätte ich lieber eine schlechte Predigt gehört, dann könnte ich mir sagen: Ganz so schlecht predige ich nicht. Aber dann fiel mir ein: Ob wir Menschen von Gott überzeugen, dafür sorgt nur der Heilige Geist selbst.
Gottesdienst als lästige Pflicht?
…Wir sind in der vergangenen Woche zu einem Gespräch über unseren Gottesdienst zusammengekommen und haben Vorschläge für eine Gottesdienstgestaltung gesammelt, die die Jüngeren stärker anspricht. Wir müssen unter anderem nach Gerechtigkeit und nach Glück fragen, nach Unrecht und den Wegen, auf denen Glück auf der Strecke bleibt.
„Weiße Weste“ trifft „schwarzes Schaf“
…Die Fehler des anderen entdecke ich eher als meine eigenen. Der andere findet mit seinen Augen wiederum andere Dinge an mir fehlerhaft. Wie können Trennungen wie auf unserem Schwarz-Weiß-Bild aufgehoben werden? Nicht alle Gegensätze im Denken oder in den Lebensgewohnheiten können beseitigt werden, aber man kann offen miteinander reden.
Vergebung – fruchtbarer Boden für Neuanfänge
…Gemeindeglieder stellen sich zur Wahl des neuen Kirchenvorstands. Ich selbst fange gerade als neuer Seelsorger und Verkündiger in Ihrer Gemeinde zu arbeiten an. Ich bin dankbar, dass wir trotz unserer Mängel, unserer Mutlosigkeit und Trägheit von Gott ernstgenommen werden, dass er uns zutraut, mit unseren Ideen und Fähigkeiten in der Gemeinde und über die Gemeinde hinaus einen Dienst zu tun.