…Dieser Aufsatz wurde im Frühjahr 2008 für ein Buch geschrieben, das die katholische Pfarrgemeinde St. Albertus Gießen zu ihrem 50-jährigen Bestehen herausgab. Dort konnte er nur in gekürzter Form gedruckt werden. Auch im Deutschen Pfarrerblatt erschien im März 2009 eine an anderen Stellen gekürzte Fassung. Hier finden Sie die vollständige Fassung einschließlich aller Anmerkungen.
Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung
…Vier gewichtige Worte – Jesus Christus wird mit all dem gleichgesetzt. Es gibt viele weise Menschen – Jesus ist die Weisheit in Person. Wir verzweifeln an der Herstellung von Gerechtigkeit – Jesus ist die Gerechtigkeit. Jesus verkörpert alles, was man zum Heiligwerden braucht. Und wenn wir Erlösung suchen, vom Bösen, vom Leiden, von Schuld: Jesus ist unsere Erlösung.
Sünde und Gnade
…Was ist, wenn es Gott nicht gibt? Wer ist dann verantwortlich für das Böse in der Welt? Dann bleibt der Mensch allein auf seiner Schuld sitzen – und zwar an allem, was hier auf Erden geschieht. Selbstkritische Menschen neigen eher zur verzweifelten Selbstanklage, bequemer macht es sich, wer andere als Sündenböcke an den Pranger stellt, und zwar gnadenlos.
Gott in vielen Geschichten
…Für eine Veranstaltung am 8. Juli 2004 mit Dr. Judith Hartenstein zur „Bibelübersetzung in gerechter Sprache“ anlässlich des 25. Ordinationsjubiläums von Pfarrer Helmut Schütz (Evangelische Paulusgemeinde Gießen) formulierte Prof. Dr. Odo Marquard die nachfolgende Diskussionsbemerkung.
„Gerechte Sprache“ in der Bibel?
Aus dem Juni-Gemeindebrief 2004 der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen:
Der Anlass ist erfreulich: Am 8. Juli 2004 jährt sich die Ordination des Pauluspfarrers Helmut Schütz zum 25. Mal, und er hat einen Wunsch zum Jubiläum: dass die Paulusgemeinde sich an der Förderung der Bibelübersetzung „in gerechter Sprache“ beteiligt.…
Stell dir vor, es ist Abendmahl – und keiner geht hin!
…Wenn wir den Wechsel von Alltag und Festtag brauchen, ist es gut, dass wir hier in der Kirche regelmäßig Feste feiern. Gedacht ist jede Feier hier in der Kirche als ein kleiner Ausstieg aus dem Alltag, um Abstand von ihm zu gewinnen und mit neuer Kraft und neuem Mut wieder in ihn einsteigen zu können.
Himmelsbrot für alle
…Zwei Wunder geschehen in dieser Geschichte. Wunder 1: Es gibt Fleisch und Manna als Geschenk vom Himmel. Wunder 2: Das Geschenk vom Himmel wird gerecht verteilt. Heute hapert es an Wundern vom Typ 2. Es ist genug da, aber es wird nicht gerecht verteilt. Und viele vergessen, dass kein Mensch ohne andere Menschen leben kann, dass jeder Mensch Liebe braucht.
Lob des Polytheismus
Odo Marquard macht auf eine Gefahr aufmerksam, die im Glauben an EINEN Gott liegen kann – aber nicht muss. Das Problem fängt da an, wenn eine Glaubensgemeinschaft wie die Kirche den Guten Hirten nicht mehr als den Barmherzigen predigt, sondern wenn sie diesen Glauben den Menschen aufzwingt.…
Polytheismus
…Wie kann ein Philosoph, der sich auch als evangelischer Christ versteht, die Vielgötterei loben? Odo Marquard wendet sich gegen einen fanatisch verstandenen Glauben an EINEN Gott. Und erst recht dann, wenn sich dann auch noch der Mensch an die Stelle dieses Gottes setzt.