Krieg als Sucht

Wir brauchen Mut zum Trauern. Was steht auf dem Spiel, wenn wir tatenlos zusehen, wie die Menschheit so weitermacht wie bisher? Was bleibt übrig von der Schönheit unseres Heimatortes, wenn nur eine einzige Atombombe über Frankfurt niedergehen würde? Was fühlen wir, wenn unsere kleinen und großen Freuden und Sorgen in einer Sekunde zunichte gemacht werden können?

Vertrauen wagen

Welchen Weg wollen wir gehen? Den der Absicherung gegen jeden Angriff und jede Erpressung, der zu immer mehr Waffen führen wird und endlich wahrscheinlich zu ihrem Einsatz? Oder den Weg des Abwägens zwischen berechtigtem Misstrauen und Vertrauensschritten, den Weg der Klugheit und der Feindesliebe? Wir sind mitverantwortlich dafür, dass die Schöpfung Gottes, zu der auch unser Europa gehört, erhalten bleibt.

Kleine Schritte

Angst macht es mir, wenn Grundschüler sagen: „Der Atomkrieg kommt sowieso.“ Ich erwiderte, dass jeder etwas für den Frieden tun kann. Darauf die Kinder: „Erwachsene können wenigstens wählen, aber was können Kinder tun?“ Unterschriften sammeln für den Frieden, regte ein Schüler an. Und ein anderer meinte: „Wir wissen nicht so recht, was wir tun können. Können Sie uns dabei helfen?“

Mut zum Frieden

„Wie übt man Frieden?“ (Jörg Zink): 1. Ich muss den anderen sehen, wie er ist. 2. Ich muss selber zur Veränderung bereit sein. 3. Wir dürfen uns voreinander nicht fürchten. 4. Ich muss den anderen verstehen. 5. Ich muss dem anderen und mir kleine Schritte gestatten. 6. Wenn der andere sich nicht ändert, darf ich das Gespräch nicht beleidigt abbrechen.

Zaghafte Hoffnung

Wir haben keine Ausrede. Selig sind die Friedensstifter, nicht die, die das Thema Frieden kalt lässt. Wenn wir etwas ändern wollen, können wir – bei uns selbst anfangen. Uns mehr Information verschaffen, offener auf Andersdenkende zugehen, prüfen, ob der eigene Standpunkt wirklich haltbar ist, nicht mit zweierlei Maß messen, wenn es um die Bewertung von Waffen in verschiedenen Händen geht.

Trauer um Gottes Schöpfung

Wir beschimpfen uns mit Schimpfnamen aus der Tierwelt. Wir sagen, dass jemand dahinvegetiert – eine Beleidigung für Pflanzen, die ein reiches Leben haben. Brutale, gemeine Menschen nennen wir tierisch oder bestialisch – obwohl Tiere an Maßstäben von gut und böse nicht gemessen werden können und durch ihren Instinkt von manchen Grausamkeiten abgehalten werden, zu denen allein der Mensch fähig ist.

Trauer und Frieden

Wenn wir am Volkstrauertag den Anlass zur Trauer ernst nehmen, nämlich die Mahnung der Gefallenen und Umgekommenen, den Frieden künftig zu erhalten und auszubauen – dann können wir auch Mut fassen, indem wir auf Zeichen der Hoffnung hinweisen: Freiwilligendienst in einem Friedensdienst. Auf einen Andersdenkenden verstehend zugehen. Keine Rache der neuen Machthaber in Nicaragua an ihren bisherigen Gegnern.

Anders unterscheiden

Wir begegnen Menschen, die in Jesu Geist mit uns umgehen, und spüren, dass zunächst wir die Bedürftigen sind, die auf Zuwendung, Befreiung, Ermutigung angewiesen sind, wenn wir anderen davon weitergeben wollen. Die Unterscheidung zwischen Helfern, die nur geben, und Hilfsbedürftigen, die nur empfangen, wird aufgehoben. Jeder braucht Hilfe und jeder kann helfen – diese brüderliche Gemeinschaft hat Jesus im Auge.

Nie wieder Krieg!

Früher bewahrte man den Toten der letzten Kriege ein ehrendes Andenken und forderte gleichzeitig dazu auf, im nächsten Ernstfall den Gefallenen an Mut und Tapferkeit nicht nachzustehen. Heute darf der Volkstrauertag kein Heldengedenktag mehr sein. Sondern es muss uns klar sein: im nächsten Ernstfall stehen wir mitten drin, dieser Ernstfall heißt Friede – den haben wir zu bewahren und auszubauen.