Bild: Helmut Schütz

Licht für das „Land der Finsternis“

Hiob und Jesus – beide erfahren unverdientes Leid. Hiob darf scharfe Anklagen an Gott richten, und Gott wendet sein Leid. Der Gottessohn nimmt sein Schicksal auf sich, auch nicht klaglos, er schreit verzweifelt und legt in letztem Vertrauen sein Leben in die Hand des Vaters zurück. Wer unter uns unschuldig leidet, darf wissen, dass Jesus dieses Leid nicht fremd ist.

Der verkleidete Gott

Wie in eine Verkleidung schlüpft Gottes Weisheit in unsere Haut, sie fühlt Blut in den Adern fließen, lernt Muskeln zu gebrauchen, spürt Erregungen der Nerven, schmerzhafte und lustvolle. Warum wir Menschen in der Regel an unserem Leben hängen, das kann Gott erst nachempfinden, wenn er sich buchstäblich in uns hineinversetzt, wenn er sich verkleidet „in unser armes Fleisch und Blut“.

„Gott, sei mir Sünder gnädig!“

Jesus verurteilt nicht das gute Verhalten des Pharisäers. Er verurteilt den bösen Seitenblick des guten Menschen auf andere: Wer gut sein will, bleibt nur gut, wenn er sein Gutsein nicht zur Waffe gegen die in seinen Augen Bösen macht. Der Pharisäer hätte Gott bitten können: „…hilf auch dem armen Schwein da hinten, diesem Zöllner, dass er aus seinem Elend herauskommt.“

„Hinauf auf die Tiefe!“

Jesus lässt die Jünger hinauffahren auf die Tiefe, so widersprüchlich klingt es wörtlich im Urtext. Höhe und Tiefe hängen zusammen. Höhenangst ist eigentlich Furcht vor dem Sturz in die Tiefe. Wer auf das Meer hinausfährt, wo es tief ist, der schwebt in gefährlicher Höhe über unergründlicher Tiefe. Ausgerechnet in dieser Gefahr, die uns schaudern lässt, liegt aber eine ungeheure Chance.