…Ich muss kein alter Weinschlauch bleiben, den es zerreißt, wenn er sich abmüht, den Sinn seines Lebens auf eigene Faust zu finden. Ich darf „in Christus“ die Liebe leben, als Mensch mit aufrechtem Gang in der Verantwortung vor Gott. Und als Gemeinde überwinden wir unsere Zerrissenheiten und wirken mit, dass die Zerrissenheit unserer Menschenwelt geheilt wird.
Offen für Verantwortung
…Wenn ich taub für Gott bin, dann steht vielleicht meine Bibel im Schrank, ich kriege aber nicht mit, dass im dicken Buch Worte drinstehen, die mich ansprechen und herausfordern könnten. Oder ich sitze im Gottesdienst und höre von vorn irgendwelches Blabla, ohne zu merken, was der Mann in Schwarz vielleicht mir persönlich sagen will.
Vom „Bruder“ in der Bibel und in der Kirche
…Zum Auftakt einer Pfarrkonferenz halte ich eine Andacht zur Verwendung des Wortes „Bruder“ in der Bibel und in der Kirche. Anlass ist der Rückblick auf eine gute Teamarbeit mit meinem Amtsbruder Frank-Tilo Becher, der aus dem Gemeindepfarramt ins Amt des Dekans gewechselt hat.
Zerstören, Niederreißen, Bauen und Pflanzen
…Was müssen wir niederreißen? Vielleicht die Vorstellung von einer Kirche, die im 21. Jahrhundert noch gerne ein bisschen Staatskirche wäre. Was da kaputtgeht, ist nicht der Glaube, sondern die alte Zwangsanstalt Kirche, zu der jeder Untertan eines bestimmten Fürsten automatisch dazugehören musste. Christus zwingt nicht, er schenkt und lädt ein.
Menschen, die uns „anbefohlen“ sind
…Jeder Führungspersönlichkeit, jeder Elternperson ist eine Herde Gottes „anbefohlen“! Da steckt so etwas wie ein Befehl dahinter. Es geht einfach nicht, keine Lust zu haben, Vater oder Mutter zu sein, weil mein Kind zu sehr nervt. Und als Seelsorger kann ich nicht nur auf die Stationen gehen, wo der Dienst nicht so anstrengend ist.
Kirchenaustritte
…In einer Andacht zur Dekanatssynode mit dem Thema „Kirchenaustritte“ denke ich darüber nach, was Petrus sagte, als sich von Jesus viele Jünger abwandten und er seine verbliebenen Anhänger fragte: „Wollt ihr auch weggehen?“
Klinikseelsorge und Kirchengemeinde
…Ein Jahresbericht zur Klinikseelsorge für den zuständigen Oberkirchenrat sollte ein besonderes Augenmerk auf die Frage richten, wie ich, Pfarrer Helmut Schütz, als Klinikseelsorger in einem übergemeindlichen Dienst mit dem Gegenüber oder auch dem Zusammenspiel zwischen der Kirche als örtliche Kirchengemeinde und als Klinikgemeinde umgehe.
Kalt ist besser als lau!
…Wo Glaube ist, ist Wärme, ist Liebe. Niemand müsste so tun, als hätte er Glauben, auch wenn er tiefe Zweifel hegt. Kalt ist – im Bild gesprochen – die Frische der aufbauenden Kritik, der offen geäußerte Zweifel, ob der Glaube hält, was er verspricht, und ob den schönen Worten denn auch Taten folgen.
„Herr Pfarrer, warum haben Sie eigentlich nicht…?“
Vor einem Jahr, am 1. Junisonntag, vergaß ich den „Partnerschaftssonntag“, der zum erstenmal bei uns in Oberhessen angesagt war. Er sollte helfen, im geistlichen Austausch mit Christen in Nordindien die „Einbahnstraße“ zu überwinden, in der früher oft Ideen und Geld von hier in die „Missionsgebiete“ transportiert wurden. Aber bei mir ging das Thema einfach unter – wie vieles andere auch…
Das Gleichnis von der Windmühle
…Alle kirchliche Aktivität, die es bei uns gibt, ist nur sinnvoll, wenn sie mit dem gemeinsamen Zentrum unserer Kirche in Verbindung steht. Vielleicht hilft uns das Bild von der Mühle, dass wir noch bewusster nach dem Geist Gottes fragen. Gottes Mühlen mahlen langsam, heißt es, aber wenn wir auf eigene Faust unseren Kirchenbetrieb beschleunigen wollen, kommt leerer atemloser Aktivismus heraus.