„Fahr zur Hölle!“ Diese Aufforderung kennen kino- oder fernsehbegeisterte Mitmenschen aus der Sprache, die unter Gangstern oder Wildwestbösewichtern üblich ist. Niemand würde auf die Idee kommen, mit diesem Satz eine buchstäblich zu verstehende Reise an einen bestimmten Ort unterhalb der Erdoberfläche in Verbindung zu bringen.…
Hoffnung nach einem misslungenen Putsch
Unter dem Eindruck der bangen Tage des Putsches in der Sowjetunion schreibe ich diese Betrachtung. Wie schnell waren wir gestern, vorgestern bereit, uns an eine Rückkehr des Stalinismus und des Kalten Krieges zwischen Ost und West zu gewöhnen. Und heute – ich erlebe es als ein Wunder: ein mutig gewordenes Volk steht gegen die Putschisten auf – und siegt.…
Apfelbäumchen
Ich schreibe diese Betrachtung am 17. Januar 1991. In der vergangenen Nacht wurde der Golfkrieg begonnen. Als ein sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Geborener erlebe ich zum erstenmal bewusst, wie ein Krieg Millionen Menschen – einschließlich mich und meine Familie – in tiefe Besorgnis, Angst und Schrecken versetzt.…
„Wer dir einen Schlag auf die Nase gibt…“
„Ich kenne die Bergpredigt“, sagte mir ein Mann, der in eine Schlägerei verwickelt war. Bei einem Streit auf offener Straße sei er gereizt und gekränkt worden, ein Wort habe das andere gegeben, bis er schließlich einen Schlag auf die Nase bekam. Da habe er rot gesehen und zugeschlagen.…
Gott fürchten?
Die Gottesfurcht ist aus der Mode gekommen. Wenn ich das Wort höre, stelle ich mir ernste Mienen, gesenkte Häupter vor, wie sie zum Beispiel in alten Filmen gezeigt werden, um religiöse Ernsthaftigkeit abzubilden. Gottesfurcht, das klingt so altmodisch, auch ein bisschen engstirnig und verkrampft. Vor allem bei der jüngeren Generation ruft diese Art Frömmigkeit nur noch Unverständnis und Kopfschütteln hervor.…
Gebetshaltungen
„Wir liegen vor dir mit unserm Gebet“, hat der Prophet Daniel einst zu Gott gerufen, „und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ So lautet der Wochenspruch für die kommende Woche aus Daniel 9, 18 in der Übersetzung Martin Luthers.
Merkwürdig, nicht? Das mit dem Liegen. Wir werfen uns vor Gott nicht auf die Erde.…
„Herr Pfarrer, warum haben Sie eigentlich nicht…?“
Vor einem Jahr, am 1. Junisonntag, vergaß ich den „Partnerschaftssonntag“, der zum erstenmal bei uns in Oberhessen angesagt war. Er sollte helfen, im geistlichen Austausch mit Christen in Nordindien die „Einbahnstraße“ zu überwinden, in der früher oft Ideen und Geld von hier in die „Missionsgebiete“ transportiert wurden. Aber bei mir ging das Thema einfach unter – wie vieles andere auch…
Weihnachts-Wunder – mit oder ohne stimmungsvolle Verpackung
Nun ist es wieder Weihnachten geworden, aber viele sind vielleicht gar nicht dazu aufgelegt, Weihnachten zu feiern, weil sie traurig, enttäuscht, leergebrannt oder verzweifelt sind. Manchen erscheint Weihnachten mit den stimmungsvollen Kerzen und Liedern und der Bescherung unter dem Christbaum wie eine leere Versprechung: ganz toll verpackt mit Weihnachtspapier und Schleifchen drumherum, aber dann ist gar nichts drin.…
Kirchentag und Kirchen-Alltag
Ein Monat ist schon wieder vergangen seit dem Frankfurter Kirchentag. Was wird von ihm bleiben, wenn nach den Sommerferien der Kirchen-Alltag wieder einkehrt? Es ist ja immer wieder gesagt worden, dass vom Kirchentag her zu wenig „rüberkomme“ in die Arbeit der Gemeinden. Ist er eine Art freischwebende Sonderveranstaltung für alle möglichen Arten von „Kirchentagschristen“…
„Wie lieblich ist der Maien“
Wenn es wieder Mai wird, dann denke ich ans vorige Jahr, an den Maiausflug mit den Kindern unter der endlich wieder strahlenden Frühlingssonne, aber auch an die anderen Strahlen, die damals nach dem furchtbaren Atomunglück in der Sowjetunion zu uns herübergeweht wurden.…