Fragwürdige Rezepte gegen Kirchenmitgliederschwund

Mit Skepsis betrachte ich Vorschläge von Michael Heymel, Eberhard Martin Pausch und Gerhard Wegner im Hessischen Pfarrblatt, die den Schrumpfungsprozess der evangelischen Kirche aufhalten sollen. Auf Wegners Analysen aufbauend plädiere ich dafür, die Stärken einer kleiner werdenden Volkskirche der Vielfalt mit ihrer Verantwortung für das Gemeinwesen ernst zu nehmen und sich gerade darin vom Heiligen Geist leiten zu lassen.

Bild: Helmut Schütz

„Es ist das Wort ganz nahe bei dir“

Erstaunlich, wie einig die heiligen Bücher der drei Religionen sind, deren Anhänger an einen einzigen Gott glauben: Gott ist nahe. In seinem Wort, seiner Tora, seinem Gebot. Und Vergebung ist keine Flatrate für unbegrenztes Sündigen. Nein, das Vertrauen auf einen barmherzigen Gott öffnet uns die Augen und das Herz dafür, wie schrecklich es ist, unbarmherzig zu denken und zu handeln.

Sara und Hagar – Frauenbefreiung im 1. Buch Mose

Männliche Ausleger des Alten Testaments behaupteten von den Frauen der Erzväter des Volkes Israel, dass sie in den Überlieferungen des 1. Buchs Mose keine ursprüngliche, wesentliche, selbstständige Rolle gespielt hätten. Irmtraud Fischer wies 1994 in ihrem Buch „Die Erzeltern Israels“ nach, dass die Bibel ganz im Gegenteil ursprünglich vor allem an den Befreiungsgeschichten von Sara, Hagar und anderen interessiert war.

Israel Finkelstein und das vergessene Königreich Israel

Wie kam es historisch zur Entstehung Israels? Es ging nicht, wie es die Bibel beschreibt, aus Nachkommen Abrahams hervor, die in Ägypten zu einem Volk heranwuchsen und nach Exodus und Wüstenwanderung das Land Kanaan gewaltsam einnahmen. Israel Finkelstein beschreibt als biblischer Archäologe die Entwicklung verschiedener Staatsgebilde im Norden Palästinas, die bereits lange vor dem südlichen Königreich Juda erhebliche Macht entfalteten.

David und Salomo – wie die Geschichte ihr Bild formte

Durch ihr Buch „Keine Posaunen vor Jericho“ wurden Israel Finkelstein und Neil Asher Silberman im Jahr 2001 einem breiten Publikum bekannt. Fünf Jahre später entschlüsseln die Archäologen in einem weiteren gemeinsamen Buch über „David und Salomo“ den Mythos dieser biblischen Könige und seine Entwicklung von den historischen Wurzeln durch die Jahrhunderte des Königreichs Juda hindurch bis in unsere Zeit.

Ist es so neu, die Evangelien als Heide zu lesen?

Der katholische Bibelwissenschaftler Marius Reiser liest die Anfänge der Evangelien mit den Augen des römischen Schriftstellers Plutarch als vier miteinander zusammenstimmende Lebensbilder des Gottessohnes Jesus. Unter Berufung auf Andreas Bedenbender, Frans Breukelman und Ton Veerkamp plädiere ich dafür, endlich den jüdischen Hintergrund des Neuen Testaments ernst zu nehmen, da die Evangelien lange genug einseitig heidenchristlich ausgelegt worden sind.

Bild: Helmut Schütz

Gerufen zum Durchblick – Jesu blinder Jünger Bartimäus

Jesus bleibt stehen, auf der Durchreise durch Jericho nach Jerusalem, wo er über den Jordan seines Leidens gehen muss: So ernst nimmt er den erblindeten, verelendeten Bar-Timäus. Aber warum hilft er nicht sofort, spricht ihn nicht an, geht nicht auf ihn zu? Warum lässt er ihn, der zwei Mal zu ihm als dem Davids-Sohn geschrieen hat, erst zu sich rufen?