…Die Veröffentlichung des Aufsatzes „Marie, die reine Magd“ im Deutschen Pfarrerblatt im März 1998 rief vielfältige Leserreaktionen hervor, auf die ich am 31. Dezember 1998 mit einem zusammenfassenden Brief reagiert habe.

Texte und Themen rund um das meist gelesene Buch der Welt
Texte und Themen rund um das meist gelesene Buch der Welt
…Die Veröffentlichung des Aufsatzes „Marie, die reine Magd“ im Deutschen Pfarrerblatt im März 1998 rief vielfältige Leserreaktionen hervor, auf die ich am 31. Dezember 1998 mit einem zusammenfassenden Brief reagiert habe.
… wurde dieses Kind geboren. Im letzten Dorf Palästinas war es, in der kleinsten und unbedeutendsten Gemeinde, die man sich nur vorstellen konnte, dort, wo sich Ochs und Esel gute Nacht sagen: Bethlehem.
Zu guter Letzt – im letzten Monat des Jahres, zum drittletzten Mal im Jahrtausend, feiern wir auch 1998 seinen Geburtstag…
…Die Gerechtigkeit, nach der wir uns sehnen, ist politisch nicht herstellbar, die ist ein Geschenk. Es muss schon Gott selbst dem David einen gerechten Sprössling erwecken, sagt der Prophet, wenn es bei uns wirklich weise und gerecht zugehen soll. Im Grunde muss Gott selbst bei uns wohnen, wenn wir das Gefühl haben sollen, dass keiner zu kurz kommt.
…Es klingt paradox. Erinnern, um zu vergessen? Aus der Seelsorge weiß ich, dass das Vergessen und Verdrängen keine seelischen Wunden heilt. Nur der verarbeitete Schmerz heilt. Wer sich erinnert, wer sein Herz ausschüttet, wer Trauer und Angst, Zorn und Schuld nicht in sich vergräbt, der bleibt mit seiner Qual nicht allein, und alte Wunden können vernarben.
…Paulus ist Realist. Er sieht die Leiden dieser Zeit: sogar Kinder leiden, ganze Arten von Tieren und Pflanzen sterben. Doch Paulus ist kein Pessimist. Die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, doch auf Hoffnung. Wie durch die Menschen viel Unheil in die Welt gekommen ist, soll der Mensch auch Gottes Werkzeug der Hoffnung sein.
…Ein Legionär in voller Rüstung braucht fünf Dinge zu seinem Schutz, nämlich Gürtel, Brustpanzer, Stiefel, Schild und Helm, und außerdem das Schwert als Waffe zum Kämpfen. Ein Christ trägt die Wahrheit als Gürtel, als Tiefschutz, als Schutz der empfindlichsten Stelle. Sein Brustpanzer ist die Gerechtigkeit, sein Schild der Glaube, und er trägt Stiefel des Friedens.
…„Der Zeit dienen“ heißt: den Menschen in einer bestimmten Zeit dienen. Was brauchen wir? Klärung unserer Glaubens- und Lebensfragen, Stützung und Entscheidungshilfe in einer Krise, Trost in der Trauer? Oder einfach einen Ort, wo man sich trifft – im Tanzkreis, Frauenkreis, Bibelkreis, beim Seniorennachmittag, in Kinder- und Jugendgruppen?
„Wie können Sie es nur aushalten, als Seelsorger in der Nervenklinik zu arbeiten?“ So fragte man mich oft im Laufe der letzten zehn Jahre – mit dem Nachsatz: „Ich könnte all das Elend nicht mit ansehen.“
Ich bin froh, viele Patienten kennengelernt zu haben, in ihrem Leid, aber auch in ihrer neugewonnenen Hoffnung.…
…Die Arbeit hier in der psychiatrischen Klinik hat tatsächlich „abgefärbt“ – und ich bin dankbar dafür. Ich habe gelernt, Menschen zu akzeptieren, vor denen ich früher eine Scheu gehabt hätte. Viele seelisch Kranke gehen normaler mit sich selbst und ihren Gefühlen um als manche sogenannte Gesunde in ihrer hektischen Betriebsamkeit. Unsere Gefühle, unser Aufeinandereingehen sind wichtiger als alles andere.
…Als im März 1998 der Artikel „Marie, die reine Magd” im Deutschen Pfarrerblatt erschienen war, trug ich eine gekürzte Fassung dieses Artikels auch in der internen Fortbildung der gerontopsychiatrischen Abteilung der Rheinhessen-Fachklinik Alzey vor.