…Niemand von uns kann sich seinen Glauben selber machen. Sondern es ist wirklich wie bei einer Geburt. Gott selbst, sein Geist führt mich hinein in ein neues Leben. Und wenn unsere Kräfte am Ende sind, können wir uns bewusst machen: Es hängt nicht immer alles an uns, es sind auch noch andere da, denen etwas zugemutet werden kann.
Seelengymnastik
…Der Mann, der da am Kreuz hängt, hat von sich gesagt: „Ich bin der Weinstock – ich bin dieses unansehnliche, verkrümmte Gebilde“. Und wir leben, indem wir an ihm hängen. Regelmäßiges Bibellesen und Beten, evtl. in einem gemeinsamen Bibelkreis, ist vielleicht so etwas Ähnliches wie Gymnastik für die Seele.
Im Alltag kommt der Auferstandene
…Da steht Jesus am Ufer! Warum steht er da? Er will nicht, dass sie aussteigen aus dem Schiff, sie sollen nicht alles hinwerfen: Netze, Schiff und Arbeit. Auferstehung hat etwas mit unserem Alltag zu tun, mit unserer Vergeblichkeit und Sinnlosigkeit, mit unserer Mühe und Arbeit. Wir sollen eben nicht Aussteiger werden, sollen nicht die Welt verachten oder ihr entfliehen.
Rettung für Judas
…Vielleicht sind wir Judas am ähnlichsten in seiner Hoffnungslosigkeit. Aber wenn es stimmt, dass auch die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, kann auch Judas nach seinem Selbstmord die Stimme gehört haben, die ihm sagt: „Du sollst leben!“ Ich habe keinen Grund, mich höher zu stellen als den Judas, aber ich brauche mich auch nicht zu verdammen.
Kelch des Zorns und der Versöhnung
…Der Kelch des Zorns – wird er sich noch einmal über uns ergießen? Wir könnten es durch unsere Anstrengung allein nicht verhindern. Jesus hat, nachdem er schwer mit sich und seiner Angst gekämpft hat, den Kelch des Zornes Gottes ausgetrunken bis zur bitteren Neige, den Kelch, der eigentlich für uns wegen unseres immer wieder gott-losen Verhaltens bestimmt gewesen wäre.
Aufgehoben
…Jesus wird aufgehoben in eine Wirklichkeit, die uns vollkommen unbekannt ist. Ein Vater hebt sein Kind auf, wenn es gefallen ist – Gottvater steht zu seinem Sohn. „Aufheben“ heißt außer Kraft setzen – der Kontakt mit dem sichtbaren, körperlich anwesenden Jesus ist zu Ende. „Aufheben“ heißt auch bewahren – was Jesus gesagt und getan hat, davon werden keine Abstriche gemacht.
Friedensvertrag mit Gott
…So sieht der Friedensvertrag aus, den Gott mit uns schließen will. Dieser Vertrag will uns aus Feinden Gottes zu Freunden Gottes machen. Sein einziger Paragraph lautet wie gesagt: Lasst euch von Gott helfen, der euch das Gute zutraut! Traut euch selber mehr zu!
Gott des Friedens, nicht der Unordnung
…Ein Gott, der nur ein Gott der Ordnung wäre, könnte nicht vergeben. Ein Gott des Friedens bringt auch die wieder zurecht, die von der Ordnung abgewichen sind. Gottes Zorn über das Böse ist größer als unserer; er lässt keine Entschuldigung gelten; aber auch seine Vergebung ist größer: Wo wir einen Menschen schon für verdorben halten, gibt Gottes Liebe nicht auf.
„Wollt ihr auch weggehen?“
…Ich will nicht über den sinkenden Kirchenbesuch jammern, sondern über Jesu Frage nachdenken: „Wollt ihr auch weggehen?“ Er droht und befiehlt nicht, er lässt jedem die Entscheidung ganz offen. Wollen wir weggehen oder bleiben? Was könnte uns veranlassen, so oder so zu entscheiden? Was können wir von Jesus Christus erwarten? Petrus gibt die Antwort: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Angst durch Mut überwinden
…Wenn wir Angst durch Mut überwinden, schalten wir nicht den Verstand aus, sondern ein. Wir prüfen, was in den Zeitungen und in Büchern geschrieben steht. Wir entscheiden selbst, was wir für richtig halten und was wir tun werden. Ich möchte nicht, dass Sie einfach übernehmen, was ich hier sage. Ich kann und will niemandem das eigene Denken und Entscheiden abnehmen.