Weihnachts-Wunder – mit oder ohne stimmungsvolle Verpackung

Nun ist es wieder Weihnachten geworden, aber viele sind vielleicht gar nicht dazu aufgelegt, Weihnachten zu feiern, weil sie traurig, enttäuscht, leergebrannt oder verzweifelt sind. Manchen erscheint Weihnachten mit den stimmungsvollen Kerzen und Liedern und der Bescherung unter dem Christbaum wie eine leere Versprechung: ganz toll verpackt mit Weihnachtspapier und Schleifchen drumherum, aber dann ist gar nichts drin.…

Bild: Emil Scheibe

Geburt Jesu mit Bagger

Emil Scheibes Lithographie „Geburt Jesu mit Bagger“ scheint auf den ersten Blick kein Weihnachtsbild zu sein. Kein Stall, keine Krippe, keine Hirten, keine Engel, nichts von der anheimelnden Weihnachtsstimmung, die wir in Deutschland zur Blüte gebracht haben. Stattdessen ein Bauplatz mit einem Bretterverschlag und einem Bagger, der seine Schaufel bedrohlich über dem Holzschuppen geöffnet hält.

Röslein

Der Spross oder das Reis, wie Luther übersetzt hatte, der neue Trieb aus dem abgehackten Baum, aus scheinbar toten Holz, wird im Weihnachtslied zum Röslein. Ganz gleich, ob Reis oder Ros, es ist die gleiche zarte Hoffnung inmitten von lauter Kälte und Todesstarre gemeint: das Röslein, das mitten im Schnee wächst, der kleine Reisigzweig, der am Baumstumpf hervorgebracht wird.

Bild: Tony Schreiber

Ausgesetzt

Der Künstler übertreibt nicht: täglich werden Kinder ausgesetzt, misshandelt, als Arbeitssklaven ausgebeutet. Ich erschrecke über das Bild, weil ich ohne das Kind vielleicht gar nicht wahrnehmen würde, wie schrecklich wir unsere Zeit haben werden lassen. Doch zugleich ist das schreiende Baby für mich ein Zeichen der Hoffnung. Eben weil es schreit!

Bild: Helmut Schütz

Nur Ärger in der Weihnachtsnacht

In einem Weihnachtsspiel, in dem außer den üblichen Hirten, Königen und der heiligen Familie auch der Hirtenhund Pass-auf, die Schäfchen Fang-dich, Neck-mich, Ärger-mich und Fürcht-mich und die Räuber Hotz und Plotz auftreten, geschieht Erstaunliches: Wer immer beleidigt war oder Angst hatte, kann auch mal fröhlich und mutig sein. Wer immer versuchte, andere zu ärgern, kann auch mal rücksichtsvoll sein.

Schwarz sehen

Jesaja sieht das Finstere, aber er sieht nicht schwarz. Ein Licht scheint in die Finsternis. Er kündigt Freude an in kaum glaublichen Bildern: Er sieht die Sklaverei beseitigt, die wie ein Joch war, sieht den Stock zerbrochen, mit denen die Unterdrücker ihre Fronarbeiter angetrieben hatten. Militärstiefel und Soldatenmäntel werden verbrannt; es wird nicht mehr marschiert und nicht mehr Blut vergossen.

Bild: Helmut Schütz

„Stille Nacht“ zur Schonung aller Welt

Dass Jesus im ursprünglichen Text des Liedes „Stille Nacht“ als Bruder die Völker der Welt umschloss – das passte in die Zeit der traditionell deutsch-französischen Feindschaft nicht hinein. Dass Gott aller Welt Schonung verhieß, stimmte wohl nicht mit dem Bild vom Weihnachtsmann zusammen, der „kommt mit seinen Gaben: Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn und Säbel und noch mehr…“