Seit Aschermittwoch ist Fastenzeit, für katholische Christen nach den „tollen Tagen“ eine Zeit des Verzichts. In evangelischer Tradition heißt sie Passionszeit und soll der Besinnung auf das Leiden Jesu dienen. Wird man diesen Wochen bis Ostern gerecht, wenn man „seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet?“ (Jesaja 58, 5)…
Der fliehende nackte junge Mann
…Die Predigt in diesem Gottesdienst war Teil einer Predigtreihe zum Thema „Von Jesus enttäuscht?“, in der drei Randfiguren der Passionsgeschichte Jesu in den Mittelpunkt gerückt wurden, nämlich außer dem fliehenden Jüngling „Die belogene Magd“ (Pfarrer Kornelius Büttner, Stephanusgemeinde Gießen) und „Der verwundete Soldat“ (Pfarrer Peter Ohl, Markusgemeinde Gießen).
„Christus ist mein Leben“
…Menschen, die nur um sich selber kreisen, sind wie tot, lebende Zombies, ohne Liebe, ohne Lebensziel. Für lebensvolle, lebensfrohe Menschen ist es selbstverständlich, dass auch andere Menschen in ihrem Leben einen Platz haben. Selbst wenn diese Menschen viel Zeit kosten, viele Kräfte und viele Nerven.
Jesus – der ganz andere Hohepriester
als wahrer Mensch
bittet und fleht,
schreit laut und weint
in Todesangst.
Das ist sein Opfer.
Er bringt es Gott dar,
der ihn vom Tod erretten kann.
ihn, der annimmt und erträgt,
was nicht zu ändern ist.
Ein Mensch: unendlich kostbar!
…Wer behauptet, dass die Güte in dieser Welt erfolglos bleiben werde, ist schwer zu widerlegen. Aber Jesus setzt dagegen: Nie wird diese unbekannte Frau von Betanien und ihre Tat vergessen werden. Wir alle sind wertvolle Menschen, dürfen mit Gutem, das wir tun, aus dem Schatten des Bösen heraustreten.
Den Gürtel weiter schnallen
Die Fastenzeit beginnt, und mir fällt dazu der „Solidarpakt“ ein. „Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen!“ – passt dieser Aufruf vieler Politiker nicht gut in diese Zeit des Kirchenjahres hinein? Aber ich ärgere mich über diese Redewendung. Aus welchem Grund schnallt man denn den Gürtel enger? An sich, wenn der Magen leer ist, der Bauch nicht gefüllt.…
Laufen mit Geduld
…Wer wirklich mit Jesus gehen will, braucht Geduld und Durchhaltevermögen. Wenn uns manchmal der Mut und die Geduld fehlt, um in unserem Leben weiterzumachen, dann wird uns angeraten: „Gedenkt an den, der soviel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.“
Nun aber bleiben Arbeit – Kraft – Gesundheit, diese drei…?
…Mancher, der zu hart geschafft hat, muss einsehen, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Der Körper, die Seele, erzwingt sich eine Pause, und sei es durch Krankheit. Oft lässt es ein heimlicher Stolz nicht zu, dass man beizeiten zugibt: Ich brauche fremde Hilfe. Ich darf leben, aber mit Einschränkungen.
Warum?
…Wenn Jesus gestorben ist, um die verstreuten Kinder Gottes zusammenzubringen, dann bringt er auch uns zusammen. Unsere Sünden zählen nicht mehr, wir gehören zusammen in seiner Gemeinde. Es gibt immer noch keine einfache Antwort auf unsere vielen Fragen: Warum, warum? Aber Gott will, dass wir einander nicht allein lassen.
„Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“
…Abschiednehmen, Loslassen – das können wir, wenn wir das Zutrauen haben, Neues geschenkt zu bekommen. Wir lassen im Abschiednehmen Beziehungen los, in denen wir Vertrauen und Liebe erlebt haben. Zugleich können wir aber auch frei werden für neue Beziehungen, in denen wir angenommen und ernstgenommen werden. Neue Beziehungen vielleicht sogar zu Gott.