Wer ist Jesus nach dem Johannesevangelium?

Jesus wird im vierten Evangelium auf sehr unterschiedliche Weise benannt und charakterisiert, als Prophet und König, Wort und Brot, Menschensohn und Sohn Gottes. Sogar mit Gott selbst scheint Jesus sich gleichzusetzen. Günter Reims „Studien zum alttestamentlichen Hintergrund des Johannesevangeliums“ verwende ich, um der Frage nachzugehen, wie eine ganze Reihe dieser Hoheitstitel Jesu zu verstehen sind.

Ironische Glaubensgewissheit im Johannesevangelium?

Jesu Gesprächspartner im vierten Evangelium reagieren oft mit Missverständnissen auf seine Worte. Liegt das an einer Ironie, mit der Jesus ihr irdisches Denken und ihre Blindheit für seine Herkunft von Gott kritisiert? Dürfen Christen, weil sie ja schon wissen, dass Jesus auferstanden und zum Vater im Himmel aufgefahren ist, ironisch auf Menschen herabblicken, die nicht an Jesus glauben können?

Welche Nachtigall singt im Johannesevangelium?

Der neuseeländische Theologe Edmund Little versteht die Hochzeit zu Kana und die Speisung der Fünftausend vom Alten Testament her als Anlässe der Einsetzung der Eucharistie mit Wein und Brot, ohne deren Genuss kein Mensch in den Himmel kommen kann. Nach Ton Veerkamp ist Jesus im Johannesevangelium jedoch der Messias, der Israel inmitten der Völker aus der weltweit herrschenden Sklaverei befreit.

Befreiung für ganz Israel durch den Messias Jesus

In ihrem Buch „Cast out of the Covenant“ („Ausgestoßen aus dem Bund“) begreift Adele Reinhartz das Johannesevangelium als Missionsschrift für Heiden, die Jesus als Kinder Gottes in den Bund mit Gott einlädt, aus dem sich die Juden selbst ausschließen. Nach Ton Veerkamp dagegen kämpft Jesus mit der Waffe der agapē, Solidarität, für Israels Befreiung von der versklavenden Römischen Weltordnung.

Kaiphas, dem Hohenpriester, gerecht werden

Kaiphas spielt in der christlichen Passionsgeschichte eine wichtige Rolle als der Hohepriester, der Jesus dem römischen Statthalter Pontius Pilatus zur Kreuzigung ausliefert. Adele Reinhartz analysiert, wie sein Charakter durch die Jahrhunderte hindurch als das abstoßende Zerrbild eines Juden dargestellt wurde, weit über die Aussagen der Evangelien hinaus. Ich frage, ob ihm die Auslegung des Johannesevangeliums von Ton Veerkamp gerechter wird.

Jenseitskosmologie oder Überwindung der Weltordnung?

Besprechung des Buches von Adele Reinhartz „Das Wort in der Welt“ über die kosmologische Erzählung im vierten Evangelium.

Die in diesem Buch vertretene Lektüre des Johannesevangeliums entspricht dessen seit dem 2. Jahrhundert üblichen heidenchristlichen, jenseitsorientierten Verständnis. Aber war nicht Johannes fest verwurzelt in den Heiligen Schriften der Juden und verkündete einen Messias Jesus, der durch Solidarität die Römische Weltordnung überwindet?

Jesu Fleisch kauen – wie beim Gott Dionysos?

Jesus fordert im Johannesevangelium von den ihm Nachfolgenden, sein Fleisch zu kauen und sein Blut zu trinken. Die Exegetin Esther Kobel sieht dazu Parallelen in dionysischen Riten und in verschwörerischen Verbindungen, die mit dem Verzehr von menschlichem Fleisch und Blut besiegelt werden. Allerdings setzt der johanneische Jesus nicht einmal das Abendmahl ein. Worum geht es Johannes als jüdischem Messianisten tatsächlich?

Doing Justice to Caiaphas the High Priest

Caiaphas plays an important role in the Christian passion story as the high priest who hands Jesus over to the Roman governor Pilate for crucifixion. Adele Reinhartz analyzes how his character has been portrayed through the centuries, mostly as the abhorrent distorted image of a Jew. I ask whether Ton Veerkamp’s interpretation of the Gospel of John does him justice.

Johannes – Evangelium einer neuen Schöpfung

Erich Dorns Artikel „Welt oder Schöpfung: KOSMOS – ein Schlüsselbegriff im johanneischen Schrifttum“ nehme ich zum Anlass, um eine Auslegung des Johannesevangeliums in die Diskussion zu bringen, die in Kirche und Hochschule bisher weitgehend unbeachtet geblieben ist, nämlich die jüdisch-messianische Lektüre des biblischen Theologen der Amsterdamer Schule, Ton Veerkamp.